de fr it

NikolausWassilieff

Bericht (mit Porträt) über die Tätigkeit des Arbeitersekretärs Nikolaus Wassilieff, erschienen in der Berner Tagwacht vom 29. April 1893 (Staatsarchiv Bern).
Bericht (mit Porträt) über die Tätigkeit des Arbeitersekretärs Nikolaus Wassilieff, erschienen in der Berner Tagwacht vom 29. April 1893 (Staatsarchiv Bern). […]

29.7.1857 (beziehungsweise nach gregorianischem Kalender 10.8.1857) St. Petersburg, April 1920 St. Petersburg, Russe, 1888 von Muri bei Bern. Sohn des Wassili Pawlowitsch, Sinologen und Wirklichen Staatsrats, und der Sofija Iwanowa geborene Simonowa. 1) 1888 Maria Kleinmann, aus Odessa, 2) 1897 Nadine Kononowitsch, Tochter des Alexander, Direktors der Sternwarte in Odessa. Schulen und Studium der Agronomie in St. Petersburg sowie am Landwirtschaftlichen Institut in Nowo Alexandrisk im Gouvernement Lublin (heute Puławy, Polen). 1877 wegen Besitzes verbotener Literatur verhaftet, 1878 am Rande eines Textilarbeiterstreiks wiederum inhaftiert und nach Cholmogory im Gouvernement Archangelsk verbannt, floh Nikolaus Wassilieff aus Russland und gelangte im September 1878 nach Genf. 1879 und 1882 immatrikulierte er sich an der Universität Bern, studierte Medizin, promovierte 1887 und legte im selben Jahr das Staatsexamen ab. 1890 wurde Wassilieff von der Arbeiterunion Bern zum ersten Arbeitersekretär gewählt und machte sich in diesem Amt bei den Arbeitern beliebt. Nach dem Käfigturmkrawall von 1893, an dem er nicht beteiligt war, wurde er aufgrund von Gerüchten zu einem Jahr Zuchthaus, in zweiter Instanz zu drei Monaten verurteilt. 1895 wurde seine Wahl ins Berner Stadtparlament auf der Liste der Arbeiterunion ohne rechtliche Grundlage aberkannt. 1897-1900 sass er im Stadtrat, 1898-1900 im Berner Grossen Rat. 1900-1906 versah Wassilieff das Amt des Arbeitersekretärs in Basel, 1902-1905 sass er für den Basler Arbeiterbund im Grossen Rat. 1906 kehrte er nach Russland zurück und war dort im Umfeld von Georgi Walentinowitsch Plechanow auf Seiten der Menschewiki aktiv. Wassilieff erwarb sich grosse Verdienste um die gewerkschaftliche Organisation und Bildung in Bern und Basel, um die Aufdeckung schlechter Arbeitsbedingungen und die Einführung der Arbeitslosenversicherung.

Quellen und Literatur

  • Plekhanov House, National Library of Russia, St. Petersburg, Teilnachlass
  • B. Degen, «Nikolai Wassiljewitsch Wassilieff», in Käser, Künstler, Kommunisten, hg. von E. Maeder, P. Niederhäuser, 2009, 175-180
  • B. Degen, «Einbürgerung mit Hindernissen», in Traverse, 2010, H. 3, 153-167
Weblinks
Normdateien
GND
VIAF

Zitiervorschlag

Bernard Degen: "Wassilieff, Nikolaus", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 10.06.2015. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/014786/2015-06-10/, konsultiert am 14.09.2024.