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CarlLutz

Carl Lutz bei seiner Ankunft in Budapest 1942 auf einer Festungsmauer über der Donau © KEYSTONE.
Carl Lutz bei seiner Ankunft in Budapest 1942 auf einer Festungsmauer über der Donau © KEYSTONE.

30.3.1895 Walzenhausen, 12.2.1975 Bern, Methodist, von Walzenhausen (ab 1963 auch Ehrenbürger). Sohn des Johannes, Steinhändlers, und der Ursula geborene Künzler. 1) 1935 Gertrud Fankhauser (->), 2) 1949 Maria Magdalena Grausz. Kaufmännische Lehre in St. Margrethen, 1913 Auswanderung in den US-Staat Missouri. 1918 College in Warrenton (Montana). Ab 1920 bei der Schweizer Gesandtschaft in Washington angestellt und Studium an der George-Washington-University. 1926 Konsulatsdienst in Philadelphia, 1933-1934 in St. Louis. Auf dem Konsulat in Jaffa (1935-1940) wurde er Zeuge der arabisch-jüdischen Unruhen. Bei Kriegsbeginn vertrat er die deutschen Interessen in Britisch-Palästina, 1941 kurz die jugoslawischen in Berlin.

Von Januar 1942 bis März 1945 leitete Carl Lutz als Vizekonsul die Schutzmacht-Abteilung der Schweizer Gesandtschaft in Budapest, die Grossbritannien, die USA und zwölf weitere Krieg führende Staaten vertrat. Lutz befasste sich vorerst mit dem Transit jüdischer Ausländer durch Ungarn, welche ein britisches Zertifikat zur Ausreise nach Palästina besassen. Als im März 1944 die deutsche Wehrmacht Ungarn besetzte, waren auch die über 740'000 ungarischen Juden in Lebensgefahr. Während in der Provinz in drei Monaten eine halbe Million Menschen deportiert wurde, gelang es Lutz, in Budapest mit einer diplomatisch-humanitären Aktion – die sein Mandat sprengte, aber von Bern toleriert wurde – insgesamt 62'000 (der 120'000 überlebenden) Juden zu retten. In zähen Verhandlungen mit der Horthy-Regierung, mit Hitlers Gesandtem Edmund Veesenmayer und dem SS-Kommandanten Adolf Eichmann erreichte Lutz den Schutz der Palästinapass-Inhaber. Er stellte viel mehr Schweizer Schutzbriefe als die 8000 aus, die ihm aufgrund des Kontingents zustanden, und trug die Auswanderungswilligen in Kollektivpässe ein. Als die Juden nach dem faschistischen Pfeilkreuzler-Putsch (15. Oktober 1944) in akute Gefahr gerieten, brachte Lutz sie in 72 Schutzhäusern unter. Dabei wurde er vom Schweizer Gesandten Maximilian Jäger, vom Geschäftsträger Harald Feller und seiner Frau Gertrud sowie vom zionistischen Widerstand unterstützt. Lutz arbeitete eng mit dem IKRK-Delegierten Friedrich Born sowie den übrigen neutralen Diplomaten zusammen, insbesondere Nuntius Angelo Rotta und dem Schweden Raoul Wallenberg. Nach der Eroberung Budas durch die Rote Armee wurde er mit dem übrigen Personal der Botschaft repatriiert und setzte seine Laufbahn als Konsul fort (u.a. 1951-1961 in Bregenz).

Anerkennung für seine Rettungsaktion erhielt Lutz von jüdischen Organisationen (Zionistenkongress 1946) sowie von den Regierungen Ungarns, der USA (1960), Deutschlands (1962) und Israels, wo Lutz 1964 als erster Schweizer von der Holocaust-Stiftung Yad Vashem als «Gerechter unter den Völkern» geehrt wurde. In der vom EPD angestrengten Administrativuntersuchung zur Amtsführung der ganzen Gesandtschaft in Budapest (nicht gegen Lutz persönlich) wurde ihm 1945 tadelloses Verhalten bescheinigt. 1958 wurde Lutz im Parlament anlässlich der Behandlung des Ludwig-Berichts von Bundesrat Markus Feldmann (EJPD) für seinen Einsatz in Budapest gelobt und 1960 vom EPD zum Titular-Generalkonsul befördert. Zahlreiche postume Ehrungen seit den 1990er Jahren.

Quellen und Literatur

  • AfZ, Teilnachlass
  • A. Grossmann, Nur das Gewissen, 1986
  • T. Tschuy, Carl Lutz und die Juden von Budapest, 1995
Von der Redaktion ergänzt
  • Rosenberg, Erika: Carl Lutz et le sauvetage des juifs de Hongrie, 2020.
Weblinks
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Zitiervorschlag

Rolf Stücheli: "Lutz, Carl", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 06.02.2018. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/014866/2018-02-06/, konsultiert am 08.12.2024.