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Johann CasparZellweger

Porträt von Johann Caspar Zellweger. Öl auf Leinwand von Felix Maria Diogg, 1827 (Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden, Trogen).
Porträt von Johann Caspar Zellweger. Öl auf Leinwand von Felix Maria Diogg, 1827 (Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden, Trogen).

24.2.1768 Trogen, 31.1.1855 Trogen, reformiert, von Trogen. Sohn des Johannes (->) und der Anna Hirzel.1790 Dorothea Gessner, Tochter des Salomon Gessner. Schwager von Heinrich Gessner und Konrad Gessner. Nach Privatunterricht in Zürich und Trogen erhielt Johann Caspar Zellweger 1782-1786 im Zweigbetrieb Lyon des väterlichen Handelsunternehmens eine kaufmännische Ausbildung. 1786 wechselte er in die Genueser Filiale, die er in den 1790er Jahren leitete. 1799 kehrte er nach Trogen zurück. Nach dem Tod des Vaters 1802 wurde Zellweger mit seinem Bruder Jacob (->) Besitzer der Handelsfirma Zellweger & Comp., die er als Geschäftsführer leitete. Als Wohn- und Geschäftshaus liess er 1802-1809 in Trogen den sogenannten Fünfeckpalast bauen. 1808 trat er aus gesundheitlichen Gründen aus der Firma aus. Er behielt aber die Leitung der Spinnereifabrik, deren Gründung er 1804 in Trogen initiiert hatte und die als eine der Ersten mit leistungsfähigen wasserradbetriebenen Maschinen ausgerüstet war. Als die Fabrik 1814 niederbrannte, verzichtete Zellweger auf einen Wiederaufbau und beendete seine unternehmerische Karriere.

Politisch wirkte Zellweger während der Helvetik 1800-1802 als Vizepräsident der Munizipalität Trogen sowie als Erziehungsrat im Kanton Säntis, für den er mit der Aufhebung des Einfuhrverbots für Rohstoffe eine Lockerung der Handelssperren erzielte. 1822 wurde er als politisch unbelastete Respektsperson zum eidgenössischen Zollrevisor ernannt. Seine Bemühungen für ein schweizerisches Zollkonkordat scheiterten jedoch und liessen ihn 1833 zurücktreten. Nach 1814 betrieb Zellweger neben gemeinnütziger Tätigkeit Quellenstudien und historische Forschung. Er verfasste umfangreiche Werke zur Appenzeller Geschichte sowie zu den diplomatischen Beziehungen der Schweiz mit Frankreich. Diese Forschungen verstand er primär als Beitrag zur Volksbildung, einem seiner zentralen Anliegen. Durch Erziehung wollte er die Armut mindern und so Handel und Gewerbe fördern. Bereits seine Spinnereifabrik mit den dort zahlreich beschäftigten Kindern hatte ihm als pädagogisches Experimentierfeld gedient. Harte Arbeit gekoppelt mit schulischer und kirchlicher Unterweisung am Sonntag schien ihm die beste Erziehungsmethode. Inspiriert von Philipp Emanuel von Fellenberg gründete Zellweger in Trogen 1820 die Kantonsschule und 1824 die Armenschule. Beiden schenkte er die notwendigen Gebäude und Einrichtungen, den Leiter der Armenschule, Johann Konrad Zellweger, liess er auf eigene Kosten in Hofwil ausbilden. 1835 gab er den Anstoss zur Gründung der Erziehungsanstalt Bächtelen in Wabern. Zur eidgenössischen Integrationsfigur wurde Zellweger über seine Tätigkeit im Vorstand der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft, die dank seiner Impulse 1823, 1835 und 1850 vor der Auflösung bewahrt wurde. Er führte die Gesellschaft nach 1823 von der Theorie weg zur praktischen Philanthropie. Seine zahlreichen Referate und Aufsätze wiesen ihm innerhalb der Gesellschaft eine Sonderstellung zu. Zellweger war auch Mitinitiant der 1821 gegründeten Sparkasse Trogen, 1822 Mitgründer der sankt-gallisch-appenzellischen Gemeinnützigen Gesellschaft, die er später präsidierte, und 1841 Neugründer der Schweizerischen Geschichtforschenden Gesellschaft, der er bis 1843 vorstand. Er gehört zu den herausragendsten Schweizer Vertretern des Philanthropismus. 1844 verlieh ihm die Universität Bern den Ehrendoktor.

Quellen und Literatur

  • Gesch. des Appenzell. Volkes, 4 Bde., 1830-40
  • Urk. zu Joh. Caspar Zellwegers Gesch. des appenzell. Volkes, 7 Bde., 1831-38
  • Gesch. der diplomat. Verhältnisse der Schweiz mit Frankreich von 1698 bis 1784, 2 Bde., 1848-49
  • KBAR, Autobiogr., Briefe und Schr.
  • StAAR, Kommerzialarchiv Zellweger, Geschäftsbücher
  • Feller/Bonjour, Geschichtsschreibung 2, 616-620
  • P. Witschi, Appenzeller in aller Welt, 1994, 212-214
  • T. Klöti, «Die Zollkarte der Schweiz (1825) von Johann Kaspar Zellweger und Heinrich Keller», in Cartographica Helvetica, 1996, H. 14, 25-34
  • Holderegger, Unternehmer, 97-99, 529
  • B. Schumacher, Freiwillig verpflichtet, 2010
Weblinks
Normdateien
GND
VIAF

Zitiervorschlag

Thomas Fuchs: "Zellweger, Johann Caspar", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 07.02.2014. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/015100/2014-02-07/, konsultiert am 09.02.2025.