Die Karikatur im eingeschränkten Wortsinn ist eng mit der Geschichte der Druckgrafik verbunden. Wie überall in Europa kommt sie auch in der Schweiz von der mittelalterlichen Tradition der Groteske her und nutzt die bekannten Embleme und Symbole. Sie entwickelte sich auf dem Gebiet des politischen und des religiösen Pamphlets, das durch die intellektuelle Erneuerung am Ende des 15. Jahrhunderts starken Auftrieb erhielt. So wurde das berühmte satirische Werk Sebastian Brants, "Das Narrenschiff" (1494), das in mehr als hundert Illustrationen die menschliche Eitelkeit und Torheit geisselt, in Basel, einem der Zentren des Humanismus, veröffentlicht. Der Narr nahm in der Bildsprache der Satire einen zentralen Platz ein, dies vor allem dank des berühmten Werks "Lob der Torheit" (Basel 1515) von Erasmus von Rotterdam. Zu dieser Zeit stellten die ersten beiden grossen Persönlichkeiten der schweizerischen Karikatur, Urs Graf und Hans Holbein der Jüngere, die karnevalesken Züge der Ikonografie des Totentanzes und der verkehrten Welt dar.
Im 16. Jahrhundert wurden in den konfessionellen Streitigkeiten Holzschnitte eingesetzt. Um das ungebildete Volk zu beeindrucken, verwendeten die Anhänger der Reformation in einer extremen Bildsprache die ganze Palette des Infernalischen, Obszönen, Sexuellen und Monströsen. Diese militante und meist anonyme Bildproduktion der reformierten Seite, deren Zentren in Basel, Genf oder Zürich lagen, fand in der Person von Thomas Murner, einem in Luzern niedergelassenen Franziskaner, einen gefährlichen Gegenspieler. Doch da setzte die Zensur ein und unterband die Exzesse, um Religionskonflikte zwischen den Kantonen zu vermeiden. Dazu kamen die politischen Pressionen der mächtigen Nachbarn, insbesondere Frankreichs, die das 17. Jahrhundert zur ärmsten Periode in der Geschichte der schweizerischen Karikatur machten.
Die Aufklärung, der Aufschwung der Buchillustration und der Radierungstechnik sowie vor allem die Französische Revolution führten zur Entstehung der modernen Karikatur. In dieser Zeit wurde das Wort, das wie der französische Begriff caricature vom italienischen caricatura (Überladung, Übertreibung) stammt, geläufig. Das Genre blühte in den konservativen Kreisen der Städte genauso wie im privaten oder halbprivaten Raum der Künstlervereine, insbesondere in Zürich mit Paul und Johann Martin Usteri, Heinrich Meyer und David Hess. Letzterer zeichnete seine Karikaturen gelegentlich mit "Gillray" (nach James Gillray) und wies damit auf die Bedeutung der englischen Vorbilder hin. Balthasar Anton Dunker in Bern, Abram-Louis Girardet in Neuenburg oder Wolfgang-Adam Töpffer, der "Hogarth von Genf" (nach William Hogarth), griffen hauptsächlich die Auswirkungen der revolutionären Ideologie und der französischen Herrschaft als Thema auf, wobei sie gerne mit den Mitteln der Allegorie oder der Fabel spielten.
Im 19. Jahrhundert prägten die Fortschritte der Druckgrafik (Lithografie und Zinkografie), die Mode der Physiognomik, das Aufblühen der Naturwissenschaften und besonders der Einfluss der französischen Zeichner (Grandville, Honoré Daumier) das Werk der wichtigsten Karikaturisten, Martin Disteli, Johann Jakob Ulrich, Hieronymus Hess oder Heinrich von Arx. Durch die Nachsicht der Zensur ab der Regeneration stieg die Zahl der Alben (in der Nachfolge der Bildergeschichten von Rodolphe Töpffer) und der meist progressiven illustrierten Zeitschriften stark an. Die Karikaturen zeigten oft typische Figuren der Gesellschaft wie den Bauern, den Künstler oder den Bürger. Sie illustrierten die eidgenössischen Konflikte (u.a. die Spaltung Basels, die Jesuitenfrage und den Kulturkampf) und gaben den politischen Auseinandersetzungen in den Regionen breitere Resonanz. Und schliesslich reagierten sie besonders sensibel auf die Politik der mächtigen Nachbarn, Frankreich unter Napoleon III. und Deutschland unter Otto von Bismarck. Diese übten zur Eindämmung der illustrierten Pamphlete diplomatischen Druck aus. Jedoch hat die Schweiz seit der Bundesverfassung von 1848 nie mehr eine präventive Zensur eingeführt. Sogar während der beiden Weltkriege wurde darauf verzichtet, obschon sie doch zu harten Gegenmassnahmen Veranlassung gaben. Die Intensität des politischen Tagesgeschehens hatte immer direkte Auswirkungen auf die schweizerische Karikatur, die keine spezifisch nationale Identität hat, sondern verschiedene Identitäten in Szene setzte. So waren Krisenzeiten wie die sozialen Spannungen der 1930er Jahre oder die Debatte um die europäische Integration für die satirische Bildproduktion immer die fruchtbarsten Phasen.
Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts tendierte die Karikatur zum Spezialistentum. Hatten früher viele Künstler nur gelegentlich Karikaturen erstellt, so wurde die satirische Zeichnung nun für viele entweder ein zusätzlicher oder zeitweiliger Broterwerb oder gar zu einem richtigen Beruf. Einige von ihnen wie Félix Vallotton und Théophile Alexandre Steinlen arbeiteten bei ausländischen Periodika mit, andere bei schweizerischen Zeitungen wie dem 1875 gegründeten "Nebelspalter". Dessen Bildredaktor, Carl Böckli alias Bö, wurde zu einem der grossen Berufskarikaturisten der Zwischenkriegszeit, zusammen mit seinen Kollegen Fritz Boscovits, Heinrich Danioth oder Albert Lindegger (Lindi). Hauptsächlich durch die Wahl Genfs als Sitz des Völkerbunds rückte die Karikatur, die sich oft internationalen Konferenzen zum Thema nahm, näher an den Journalismus heran. Von diesem Zeitpunkt an arbeiteten die Schweizer Karikaturisten, ob sie sich nun als Pressezeichner, Cartoonisten oder Illustratoren bezeichneten, meistens für die Tagespresse. Immer öfter präsentieren sie ihre Originalwerke an Festivals und Kollektivausstellungen, die seit einigen Jahren stark zugenommen haben. Das kann als Zeichen des neu auflebenden Interesses für das zwischen Kunst und Journalismus stehende Genre der Karikatur gewertet werden.