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JeanStarobinski

Jean Starobinski in seinem Haus, im Hintergrund eine Büste des französischen Literaturprofessors Albert Thibaudet, der 1924-1936 an der Universität Genf lehrte. Fotografie, 1990 © KEYSTONE / Roger Viollet.
Jean Starobinski in seinem Haus, im Hintergrund eine Büste des französischen Literaturprofessors Albert Thibaudet, der 1924-1936 an der Universität Genf lehrte. Fotografie, 1990 © KEYSTONE / Roger Viollet.

17.11.1920 Genf, 4.3.2019 Morges, israelitisch, von Genf. Sohn des Aron, Arztes, und der Sulka geborene Frydman. Jacqueline H. Sirman. Studium der Geisteswissenschaften und der Medizin an der Universität Genf, 1957 Dr. phil., 1960 Dr. med. Praktika und Stellvertretungen in Baltimore, Lausanne und Basel. Nach einer Abhandlung über Montesquieu (1953) fand Jean Starobinski mit seiner Dissertation über Jean-Jacques Rousseau weltweite Beachtung. In dieser Studie verband er eine auch auf psychoanalytische Methoden zurückgreifende Interpretation der Persönlichkeit des jeweiligen Schriftstellers auf neuartige Weise mit einer subtilen Untersuchung dessen Sprachstils, ein charakteristisches Verfahren, das auch seine späteren Werke auszeichnen sollte. 1958 übernahm er einen Lehrstuhl für Medizingeschichte, Ideengeschichte und französische Literatur an der Universität Genf. Mit seinen Lehrern Georges Poulet und Marcel Raymond gilt er als einer der bedeutendsten Vertreter der sogenannten Genfer Schule. Er war ein hervorragender Kenner der Epoche der Aufklärung ("Die Erfindung der Freiheit, 1700-1789", 1964, französisch 1964; "1789, die Embleme der Vernunft", 1981, französisch 1973) und verfasste profunde Studien zum Thema der Melancholie (Charles Baudelaire, Søren Kierkegaard, Franz Kafka). Zu seinen Hauptwerken zählt die Monografie "Montaigne: Denken und Existenz" (1986, französisch 1982). Starobinski verfasste ausserdem zahlreiche Aufsätze, die thematisch 28 Jahrhunderte europäische Kulturgeschichte umspannen. Zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem 1984 den Premio Eugenio Balzan, und mehrere Ehrendoktorate.

Quellen und Literatur

  • SLA, Nachlass und Bibliothek
  • C. Colangelo, Il richiamo delle apparenze, 2001
  • C. Colangelo, Jean Starobinski, 2004 (mit Bibl.)
  • Bull. du Cercle d'études Jean Starobinski 1-, 2008-
  • M. Comte, «Jean Starobinski et la critique de Genève», in Les écrivains suisses et "La Nouvelle Revue française", 2010, 133-167
Weblinks
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Kurzinformationen
Lebensdaten ∗︎ 17.11.1920 ✝︎ 4.3.2019

Zitiervorschlag

John E. Jackson: "Starobinski, Jean", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 08.05.2012, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/016174/2012-05-08/, konsultiert am 15.09.2024.