Ab den 1870er Jahren entstanden Verbände der Lokomotivführer, Kondukteure, Rangierarbeiter und weiterer Berufskategorien bei der Eisenbahn. Mehrere Versuche zu deren Vereinigung scheiterten. Erst nachdem die Eisenbahner aller Kategorien im Landesstreik eine tragende Rolle gespielt hatten, kam es 1919 zur Gründung des Schweiz. Eisenbahnerverbands (SEV) und dessen Mitgliedschaft im Schweiz. Gewerkschaftsbund (SGB). Der SEV wies von Anfang an eine duale Struktur auf: Einerseits war die polit. Führung stark zentralisiert und die professionelle Arbeit wurde ausschliesslich im Verbandssekretariat in Bern erledigt, andererseits pflegten die Unterverbände der Berufskategorien ein Eigenleben. Die meisten Mitglieder stellte stets das SBB-Personal, das bis heute stark im SEV organisiert ist. Der SEV vertrat seine Interessen direkt bei der Unternehmensführung der SBB und als Mitglied des Föderativverbands bei den Bundesbehörden. Auch bei den Privatbahnen und beim Personal von Bus- und Schifffahrtsunternehmungen sowie kommunalen Verkehrsbetrieben hatte der SEV insbesondere in der Westschweiz eine starke Stellung. Mit dem neuen Namen S. strebte der Verband ab 1995 eine Öffnung gegenüber weiteren Verkehrsbetrieben an und trug der wachsenden Anzahl weibl. Mitglieder Rechnung.
1920-53 wurde der Verband von Robert Bratschi geführt, der zugleich im Nationalrat sass und den SGB präsidierte. Trotz harter Auseinandersetzungen um Personal- und Lohnabbau hielt sich der SEV in den 1930er Jahren an das gesetzl. Streikverbot. Das neue SBB-Gesetz von 1944 konnte der Verband als Erfolg verbuchen. Nach den ruhigeren Nachkriegsjahrzehnten stellten in den 1990er Jahren die finanzielle Krise der SBB und der Personalabbau eine neue Bewährungsprobe dar. Trotz heftiger Spannungen blieben die sozialpartnerschaftl. Beziehungen erhalten und mit einem sog. Contrat social wurden betriebsbedingte Entlassungen ausgeschlossen. Mit der Ausgliederung der SBB aus der Bundesverwaltung begann 1999 auch für den SEV eine Neuausrichtung, die u.a. 2009 die Umbenennung in Gewerkschaft des Verkehrspersonals zur Folge hatte.