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Hausverbände

Innerbetriebl. Organisationsform der Angestellten, die sich ab dem 1. Weltkrieg herausbildete. H. entstanden ursprünglich in grösseren Betrieben der Metall-, Maschinen-, Chemie- und Nahrungsmittelindustrie sowie in Banken und Versicherungen und sind in diesen Branchen noch heute am verbreitetsten. Ihre genaue Zahl ist nicht ermittelt. Im Unterschied zu den übrigen Angestelltenorganisationen erfassen sie nicht bestimmte Berufsgruppen, sondern alle Personen, die betrieblich und arbeitsrechtlich den Angestelltenstatus geniessen. An der Spitze grossindustrieller H. standen vielfach Techniker und Ingenieure. Ein überbetriebl. Zusammenschluss von H.n gelang längerfristig einzig mit der Gründung des Verbands schweiz. Angestelltenvereine der Maschinen- und Elektroindustrie (VSAM, seit 2006, nach Fusion mit dem Verband schweiz. Angestelltenorganisationen der chem. Industrie VSAC, Angestellte Schweiz) 1920; ein ähnl. Versuch in der Versicherungsbranche scheiterte.

Bis 1945 beschränkten sich die H. angesichts des heftigen Widerstands der Arbeitgeber gegen jedes kollektive Auftreten der Angestellten auf bescheidene Formen der Interessenvertretung. Betriebssyndikalist. Tendenzen in einzelnen Grossbetrieben hatten keine Chance. Die betriebl. Orientierung vieler Angestellter und allg. Arbeitnehmerinteressen waren schwer zu vereinbaren, Erfolge in der Lohnpolitik oder in Fragen der Anstellungsbedingungen nicht zu verzeichnen. Schon in den 1920er Jahren begnügten sich viele H. mit der Vermittlung von Geselligkeit und preisgünstigen Warenangeboten bzw. richteten ihre Hoffnungen auf den sozialen Ausgleich im Zeichen der Rationalisierungsbewegung und auf den Ausbau der Pensionskassen. Mit der Krise der 1930er Jahre setzten sich jene Kräfte durch, welche eine Anpassung an die Interessenlage der Exportunternehmen betonten. Mit dieser Politik gingen die H. den Arbeitergewerkschaften voran. Nach 1945 setzte eine erneute Gründungswelle von H.n ein. Erst mit dem allgemeinen sozialpolit. Aufbruch kam es nun zu ersten vertragl. Vereinbarungen mit den Arbeitgebern. Seit den frühen 1970er Jahren unterscheiden sich die H. funktional nicht mehr von den Arbeitergewerkschaften; seit den 1980er Jahren sind die Mitgliederzahlen rückläufig.

Quellen und Literatur

  • M. König et al., Warten und Aufrücken, 1985
  • H. Siegrist, Pioniere der Sozialpartnerschaft, 1985
Weblinks

Zitiervorschlag

Mario König: "Hausverbände", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 18.02.2015. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/016540/2015-02-18/, konsultiert am 15.11.2024.