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JohannesDierauer

Titelseite des ersten Bandes von Dierauers Hauptwerk (Schweizerische Nationalbibliothek).
Titelseite des ersten Bandes von Dierauers Hauptwerk (Schweizerische Nationalbibliothek).
Titelseite der von Auguste Reymond besorgten französischen Übersetzung seines Hauptwerks (Schweizerische Nationalbibliothek).
Titelseite der von Auguste Reymond besorgten französischen Übersetzung seines Hauptwerks (Schweizerische Nationalbibliothek).

20.3.1842 Berneck, 14.3.1920 St. Gallen, ref., von St. Gallen und Berneck. Sohn des Jakob, Landwirts, und der Engelina geb. Hohl. 1872 Lisette Brunner, Tochter des Johannes. Stud. der Geschichte an den Univ. Zürich, Bonn und Paris. 1868 Promotion in Zürich mit der Dissertation "Beiträge zu einer krit. Geschichte Trajans". 1868-1907 Geschichtslehrer an der Kantonsschule St. Gallen, daneben ab 1874 Leiter der Stadtbibliothek Vadiana. Berufungen an versch. Universitäten lehnte D. ab. In enger Verbundenheit zu seinem Heimatkanton verfasste er zahlreiche hist. Schriften, u.a. die Biografie "Karl Müller-Friedberg" (1884) und die "Polit. Geschichte des Kt. St. Gallen 1803-1903" (1904). 1887-1917 erschien sein Hauptwerk, die "Geschichte der Schweiz. Eidgenossenschaft" mit den Schwerpunkten polit. Geschichte und Verfassungsentwicklung. Dieses fünfbändige Monumentalwerk von der Entstehung des eidg. Bunds bis zur Gründung des Bundesstaates 1848 fand bei seinem Erscheinen weit über die Fachkreise hinaus Beachtung, erfuhr bis 1924 drei Neuauflagen und wurde ins Französische übersetzt (1910-19). Aus dem Werk sprechen die freisinnige Überzeugung des jungen Bundesstaates, Fortschrittsglaube sowie ― vom Zeitgeist bedingte ― Neigungen zu Zentralismus und Protestantismus. Der damalige Glaube an die Dauerneutralität der Schweiz erzeugte ein Gefühl der Sicherheit und lenkte den Blick nach innen. So kam es, dass D. Staatsgeschichte im Sinne einer Lebensgeschichte der schweiz. Willens- und Staatsnation schrieb, die sich vom eidg. Bürgersinn nährt. D., bemüht um eine möglichst krit. Sichtung der Quellen, überzeugte in seinem Stil durch geistige Schärfe sowie eine treffsichere Sprache.

Quellen und Literatur

  • O. Fässler, Johannes D., 1921, (mit Schriftenverz.)
  • E. Bonjour, Die Schweiz und Europa, 1958, 303-306
  • H.C. Huber, Grosse Darstellungen der Schweizergesch., 1960, 103-111
  • P. Born, Johannes D.s Auffassung von Geschichtswiss. und Gesch., 1975
  • Feller/Bonjour, Geschichtsschreibung 2, 740-743
  • S. Buchbinder, Der Wille zur Gesch., 2002
Weblinks
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Kurzinformationen
Lebensdaten ∗︎ 20.3.1842 ✝︎ 14.3.1920

Zitiervorschlag

Edgar Bonjour: "Dierauer, Johannes", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 30.03.2004. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/016563/2004-03-30/, konsultiert am 27.03.2023.