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Kinderhorte

K. sind familienergänzende und -externe Einrichtungen für die ausserschul. Betreuung schulpflichtiger Kinder (Kindheit). Sie sind Teil des Systems der Kindertagesstätten, das für Kinder im Schulalter z.B. Tagesheime/-eltern, Mittagstische und Schülertreffs, für Kinder im Vorschulalter Kindergärten und Kinderkrippen umfasst.

Im 18. Jh. war die Überlegung, Kinder sinnvoll zu beschäftigen, zu bilden und lebenstüchtig zu machen, mit Versuchen verknüpft, soziale Probleme wie lange Arbeitszeiten, Armut und Krankheit der Eltern zu lösen. Angehörige gemeinnütziger Vereine gründeten zu Beginn des 19. Jh. Wohlfahrtseinrichtungen für Kinder (Anstaltswesen, Erziehungsheime). Industrialisierung und Pauperismus führten dazu, dass in vielen Fam. beide Eltern einer Arbeit nachzugehen hatten. Zwar setzte sich die Schulpflicht (Primarschule) allmählich durch, doch blieben die Kinder ausserhalb der Schule während der Arbeitszeit der Eltern ohne Betreuung. Um dem abzuhelfen, entwickelte sich der Kinderhort; als Erster gilt die 1872 gegründete "Sonnenblume" in Erlangen (Bayern). Neben einigen Fabrikhorten zählen die K. in Zürich, Winterthur, Basel und St. Gallen (Letzterer initiiert von der Freimaurerloge, 1887 realisiert durch die Gemeinnützige Gesellschaft) zu den Ersten in der Schweiz. Leitgedanken entstammten der Pädagogik von Johann Heinrich Pestalozzi bzw. Friedrich Froebel. Neben der Beaufsichtigung stand anfänglich die Volkserziehung (nützl. Beschäftigung, Handfertigkeit, Verstand und Gemüt anregende Unterhaltung, Bildung) im Vordergrund.

In einem langen Prozess ist der Kinderhort von einer Sozialinstitution zu einer Stätte ganzheitlichen, koedukativen sozialpädagog. Handelns geworden, wo die Persönlichkeitsbildung und das Sozialverhalten gefördert werden und die Betreuung sozialpädagog. Fachkräften obliegt. Der Auftrag beschränkt sich nicht mehr auf Hilfsfunktionen für die Schule bzw., wie in der unmittelbaren Nachkriegszeit, auf die Aufbewahrung von Kindern arbeitender Eltern. Zu den vielfältigen Aufgaben gehören auch gemeinsame Mahlzeiten, Körperpflege, Schularbeiten und Freizeitbeschäftigung.

Quellen und Literatur

  • U. Stauch, Der Kinderhort und seine sozialpädagog. Aufgaben in der Gegenwart, 1979
  • J. Rolle, E. Kesberg, Der Hort im Spiegel seiner Gesch., 1988
  • P.-Y. Troutot, Crèches, garderies et jardins d'enfants, 1989
  • M. Zogmal, La petite enfance à Genève et à Zurich, 1992
Weblinks

Zitiervorschlag

Hans-Ulrich Grunder: "Kinderhorte", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 10.08.2007. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/016591/2007-08-10/, konsultiert am 15.09.2024.