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Welfen und Gibellinen

In den Quellen des 15. Jahrhunderts bezeichnen die beiden Namen die zwei politischen Hauptgruppen, die partialitates ghelforum et gibilinorum (1440 Lugano), die im Tessin hauptsächlich im Gebiet des Sottoceneri auftraten. Unter diesen Parteibezeichnungen scheint man nicht den traditionellen Gegensatz zwischen Anhängern des Papsttums und des Kaiserreichs verstanden zu haben, sondern vermutlich eher die Parteigänger zweier Geschlechter aus Como, der Rusconi und der Vittani. Besonders die Rusconi spielten eine wichtige Rolle in der Geschichte des südlichen Voralpenraums. Die Entstehung, der Rekrutierungsprozess, die Sozialstruktur und die politischen Ziele der beiden Gruppierungen sind noch unklar, jedoch dürften die Gibellinen auf Seiten der Herzöge von Mailand gestanden haben, während die Sympathien der Welfen bei Mailands traditionellem Gegner Venedig lagen. Zu den Gibellinen zählten die Rusconi aus Como und somit auch die verschiedenen im Luganese wohnhaften Zweige dieser Familie, um die sich zahlreiche Vertreter einflussreicher Geschlechter aus Lugano, der Capriasca, der umliegenden Pieven und des Mendrisiotto scharten. Zu den Welfen hingegen gehörten die Anhänger der Sanseverino, die ab 1438 Lehensträger von Lugano waren. In der Stadt Lugano überwogen die Gibellinen, in einigen kleineren Orten wie Sonvico, Morcote und Capolago waren die Welfen stärker vertreten. Obwohl unter der Herrschaft von Aloisio Sanseverino 1438-1447 zwischen den beiden Parteien Frieden gestiftet wurde, flackerte der Konflikt unter den Nachkommen des Lehensträgers in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wieder auf. Unterstützt von der Welfenpartei, griffen die Sanseverino die gibellinischen Familien von Lugano an und lösten einen blutigen Konflikt aus, der in der Stadt und den umliegenden Gebieten während Jahren wütete. Als die Sanseverino 1467 und erneut 1475 vertrieben wurden, flauten die Kämpfe etwas ab, brachen aber in den letzten zwei Jahrzehnten des Jahrhunderts umso stärker wieder aus.

Quellen und Literatur

  • E. Motta, «Guelfi e ghibellini nel Luganese», in Periodico della Società storica comense 4, 1885, 71-198
  • La cronaca luganese di Nicolò Maria Laghi, hg. von G. Martinola, 1982
  • Il Medioevo nelle carte, hg. von G. Chiesi, 1991, 213-215
  • Ticino ducale I/1; II/1
Weblinks

Zitiervorschlag

Giuseppe Chiesi: "Welfen und Gibellinen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 13.09.2006, übersetzt aus dem Italienischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/017362/2006-09-13/, konsultiert am 28.03.2024.