Bereits im MA gab es Gruppen mit festen Strukturen, die als Vertreter der ständ. Interessen funktionierten. Im Gegensatz zu den modernen I. waren sie jedoch nicht frei organisiert (Korporationen, Zünfte). Mit der Herausbildung eines modernen Staates und einer polit. Öffentlichkeit im 18. und v.a. im 19. Jh. entstanden I., die versch. Organisationsgrade aufwiesen und unterschiedl. Ziele verfolgten. Sie waren in fast allen Lebensbereichen aktiv (Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft, Sport, Gesellschaft). Die meisten von ihnen bildeten Vereine. Als klass. I. traten v.a. ab der 2. Hälfte des 19. Jh. Verbände hervor. Sie versuchten, auf verschiedenen staatl. Ebenen auf die Politische Willensbildung Einfluss zu nehmen (Referendum, Vernehmlassungsverfahren, Volksinitiative). In der Regel beteiligen sich I. nicht selbst an Wahlen, wirken aber als Lobbyisten bei den Vertretern der ihnen nahestehenden Parteien. Neben und nach den Arbeitgebern und -nehmern, den am stärksten institutionalisierten I., organisierten sich weitere Kreise in versch. Bereichen, etwa für den Natur-, Heimat- und Umweltschutz oder für den Konsumentenschutz. Selbst öffentl.-rechtl. Gebietskörperschaften schlossen sich zu I. zusammen, wie der Schweiz. Städteverband, dessen Vorläufer 1897 erstmals zusammentrat, der 1953 ins Leben gerufene Schweiz. Gemeindeverband oder die 1993 gegr. Konferenz der Kantonsregierungen. Die Gründung von Bürgerbewegungen, die sich eines akuten polit. Themas annahmen (z.B. Fluglärm), fällt in die 2. Hälfte des 20. Jh. Sie hatten unterschiedlich lang Bestand; manche vernetzten sich auch über die Grenzen hinweg. Auf internat. Ebene werden die v.a. ideell ausgerichteten I. als Nichtregierungsorganisationen (Non Governmental Organizations) bezeichnet. Sie erhielten ab 1970 eine zunehmende Bedeutung.
Quellen und Literatur
- F. Schneider, Der Einfluss von I. auf die Wirtschaftspolitik, 1985
- A. Mach, «Associations d'intérêts», in Hb. der Schweizer Politik, hg. von U. Klöti et al., 1999, 299-334
Weblinks