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Evangelische Volkspartei (EVP)

Die EVP der Schweiz wurde 1919 in Zürich gegründet. Ihr erster Zentralpräsident war der Berner Arnold Muggli. Die Partei wurzelt in den Traditionen des Eidgenössischen Vereins. In der Gründungszeit stand die EVP dem "positiven", d.h. bibeltreuen Protestantismus nahe, der auch in den von Hermann Bächtold auf Basis des Evangeliums verfassten "Sozialpolitischen Richtlinien" verankert ist.

Sitze und Stärke der EVP bei Nationalratswahlen 1919-2015

JahrSitzeWähleranteil (in %)
191910,8
192210,9
192510,9
192810,7
193111,0
193510,7
193900,9
194310,4
194710,9
195111,0
195511,1
195921,4
196321,6
196731,6
197132,1
197532,0
197932,2
198332,1
198731,9
199131,9
199521,8
199931,8
200332,3
200722,4
201122,0
201521,9
Sitze und Stärke der EVP bei Nationalratswahlen 1919-2015 -  Bundesamt für Statistik

Die Einführung des Proporzwahlsystems im Kt. Zürich 1917 hatte den äusseren Anlass zur Gründung der Partei gegeben. In der 1918 entstandenen EVP des Kt. Zürich waren v.a. Bauern, Handwerker und Angestellte vertreten. 1920 war die Partei in Zürich, Bern und Basel am stärksten vertreten, kleinere Gruppen gab es in den Kt. St. Gallen, Aargau, Basel-Landschaft und Schaffhausen. Die Zürcher EVP eroberte bei den Nationalratswahlen 1919 mit Hans Hoppeler den ersten und bis 1939 einzigen Sitz im eidg. Parlament. Nachdem die EVP zu Beginn des 2. Weltkriegs an Stärke und Einfluss verloren hatte, gewann sie nach einer Legislaturperiode ohne Mandat bei den Nationalratswahlen 1943 einen Sitz zurück. Dem ersten Parteisekretär Otto Hürlimann gelang es nach 1945, eine positive Entwicklung einzuleiten. 1946 wurde das Parteisekretariat in Zürich geschaffen. In den letzten drei Jahrzehnten des 20. Jh. lag der Wähleranteil gesamtschweizerisch bei 2% (2007 2,4%). Von 1971-79 bildete die EVP mit der Liberalen Partei der Schweiz eine Fraktion, anschliessend mit dem Landesring der Unabhängigen. 1999-2007 traten die EVP-Nationalräte mit zwei Nicht-EVP-Vertretern als Fraktion der Evangelischen und Unabhängigen auf. 2007 spannte die Partei mit der CVP und den Grünliberalen zusammen. 2008 (Oktober) war die EVP in elf Kantonsparlamenten und in 14 Kantonen in kommunalen Legislativen vertreten.

Die EVP engagiert sich für eine christl. und soziale Schweiz. Zwischen 1920 und 1950 publizierte die Partei die "Evangelische Volkszeitung". In den 1980er und 90er Jahren setzte sie auch Schwerpunkte beim Umweltschutz, der Energiepolitik und in der Frage der europ. Integration. Die Mitglieder sind traditionell mit den ref. Landeskirchen oder einer Freikirche verbunden.

Quellen und Literatur

  • E. Gruner, Die Parteien in der Schweiz, 21977
  • U. Altermatt, R. Dellsperger, «EVP und Freikirchen», in Reformatio 26, 1977, 225-243
Weblinks

Zitiervorschlag

Andrea Weibel: "Evangelische Volkspartei (EVP)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 10.03.2017. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/017387/2017-03-10/, konsultiert am 28.03.2024.