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Hans UlrichGrubenmann

23.6.1709 Teufen (AR), 24.1.1783 Teufen, reformiert, von Teufen. Sohn des Ulrich und der Barbara Zürcher. Bruder von Jakob (->) und Johannes (->). 1) 1732 Anna Walser, 2) 1769 Magdalena Fässler, 3) 1779 Anna Müller. Hans Ulrich Grubenmann scheint sich innerhalb des Familienbetriebs – die Grubenmann waren ein altes Baumeistergeschlecht – und autodidaktisch zum Zimmermann und Brückenbauer ausgebildet zu haben; zumindest liegen über eine Schulung ausserhalb dieses Kreises keine Zeugnisse vor.

"Plan, Durchschnitt und Aufriss der berühmten Schaffhauser Brücke über den Rhein". Kupferstich nach den Originalplänen Grubenmanns von Christian von Mechel, veröffentlicht in Basel 1803 (Schweizerische Nationalbibliothek).
"Plan, Durchschnitt und Aufriss der berühmten Schaffhauser Brücke über den Rhein". Kupferstich nach den Originalplänen Grubenmanns von Christian von Mechel, veröffentlicht in Basel 1803 (Schweizerische Nationalbibliothek). […]

Er war allein oder mit Familienangehörigen im Brücken-, Kirchen- und Wohnbau tätig und wurde durch zwei in ihrer technischen und ästhetischen Konzeption herausragende Holzbrücken berühmt. Die Rheinbrücke in Schaffhausen wurde 1756-1758, die Limmatbrücke in Wettingen 1765-1767 errichtet. Von beiden gedeckten Brücken, welche die französische Armee 1799 niederbrannte, sind nebst Plänen, Ansichten und schriftliche Dokumenten auch die Originalmodelle erhalten. Grubenmann vertraute in Schaffhausen der herkömmlichen Sprengtechnik, während er in Wettingen ein Tragsystem aus zwei Flachbogen verwendete. An diesen waren Holzträger befestigt, die in der Mitte als Hängepfosten, gegen die Seiten als Stützen fungierten und das Dach bzw. die Fahrbahn trugen. Diese Konstruktionsidee wurde über die Landesgrenzen hinaus rezipiert und sowohl in den Schriften der Brückenbautheoretiker wie auch in der Reiseliteratur als Meisterwerk gefeiert. William Coxe pries Grubenmann gar als «Naturgenie».

Grubenmann wirkte am Wiederaufbau des 1743 zerstörten Städtchens Bischofszell mit. Als 1763 ein Blitz den Glockenturm des Zürcher Grossmünsters in Brand setzte, verhinderte er als Gutachter zusammen mit dem Chorherrn Johann Jakob Breitinger den Abbruch der romanischen Kirche. Grubenmanns eigenes Œuvre zeichnet sich durch den geschickten Umgang mit verschiedenen Raumkonzepten aus. Die 1764-1767 errichtete, breit angelegte Kirche in Wädenswil – den Grundplan verdankt Grubenmann wohl Johann Jakob Haltiner – ist ein moderner Predigtraum, kubisch streng gehalten und an einen Profanbau erinnernd, hell, mit schwebender Emporenkonstruktion, von einer Rokokostuckdecke überspielt. Die 1779-1782 erstellte Kirche von Trogen weist dagegen eine säulenreiche Schaufassade auf, die leicht an ein Täferwerk gemahnt. Der barocke Glockenturm orientiert sich, wie Grubenmanns Aufriss verrät, am Vorbild der St. Galler Stiftstürme. Der Innenraum wird beherrscht von Rokokostuckaturen und einem Freskenzyklus.

Quellen und Literatur

  • E. Steinmann, Hans Ulrich Grubenmann, [1984]
  • J. Killer, Die Werke der Baumeister Grubenmann, 41998
  • John Soane e i ponti in legno svizzeri. Architettura e cultura tecnica da Palladio ai Grubenmann, hg. von A. Maggi, N. Navone, 2002
Weblinks
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Kurzinformationen
Familiäre Zugehörigkeit
Lebensdaten ∗︎ 23.6.1709 ❒︎ 24.1.1783

Zitiervorschlag

Adolf Reinle: "Grubenmann, Hans Ulrich", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 20.03.2007. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/019878/2007-03-20/, konsultiert am 25.04.2024.