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vonLiechtenstein

Urkunde von Kaiser Karl VI. vom 23. Januar 1719. Mit diesem Rechtsakt vereinte der Kaiser die Herrschaft Schellenberg und die Grafschaft Vaduz, welche die Fürsten von Liechtenstein 1699 und 1712 gekauft hatten, und erhob das neue Territorium zum Reichsfürstentum Liechtenstein (LIECHTENSTEIN. The Princely Collections, Vaduz-Vienna).
Urkunde von Kaiser Karl VI. vom 23. Januar 1719. Mit diesem Rechtsakt vereinte der Kaiser die Herrschaft Schellenberg und die Grafschaft Vaduz, welche die Fürsten von Liechtenstein 1699 und 1712 gekauft hatten, und erhob das neue Territorium zum Reichsfürstentum Liechtenstein (LIECHTENSTEIN. The Princely Collections, Vaduz-Vienna). […]

Niederösterreichisches Herrengeschlecht, ab Anfang des 17. Jahrhunderts Fürstengeschlecht, ab 1719 liechtensteinische Landesherren. Der Name stammt von der Burg Liechtenstein bei Maria Enzersdorf in Niederösterreich und ist 1130-1143 im Klosterneuburger Traditionskodex erstmals belegt. Als frühester Vertreter gilt Hugo. Der Bruder und die Söhne Dietrichs I. (1178-1209 erwähnt) bildeten drei Linien, jene von Petronell und Rohrau, die beide Ende des 13. Jahrhunderts ausgestorben sind, sowie die Linie von Liechtenstein. Vom 12. bis ins 15. Jahrhundert heirateten die von Liechtenstein vorwiegend innerhalb des niederösterreichischen Landherrenkreises. Angefangen bei Heinrich I. (erstmals erwähnt 1233), Landrichter in Österreich, Landeshauptmann und Oberster Landrichter in der Steiermark, waren viele Familienmitglieder bis ins 19. Jahrhundert in hohen militärischen und zivilen Positionen für die Landesherren und auswärtige Fürsten tätig. Ausgehend von der Burg und Herrschaft von Liechtenstein, welche die Familie Ende des 13. Jahrhunderts verlor, sowie kleineren Gütern im nordöstlichen Niederösterreich, erfolgte teilweise auf der Grundlage von Pfandschaften bis Ende des 14. Jahrhunderts ein erster Aufstieg der von Liechtenstein. Dieser scheiterte 1395 an machtpolitischen Konflikten mit dem Landesfürsten, Herzog Albrecht III., und führte zur Enteignung der meisten Besitzungen, vor allem südlich der Donau. Um 1500 teilte sich die Familie in die Feldsberger, die Steyregger (1548) und die Nikolsburger (1691) Linie. Nur Erstere überdauerte und besass vorerst unter anderem Güter im nördlichen niederösterreichischen Weinviertel und in Südmähren. Dank Heirat mit Erbtöchtern des mährischen Geschlechts der Boskowitz und ihrer Vasallentreue gelangten die von Liechtenstein um 1600 zu beträchtlichem Herrschaftsbesitz in den Ländern der böhmischen Krone, den sie bis Ende des 18. Jahrhunderts durch Zukäufe erweiterten. 1654 galten die von Liechtenstein mit rund 16'800 Steuereinheiten (18,2 Prozent des Landes) als bedeutendste Familie Mährens. 1606 errichteten sie ein Fideikommiss. Zwei Jahre später wurde Karl I. (1569-1627) in den erblichen Fürstenstand erhoben, 1623 folgten seine jüngeren Brüder Maximilian (1578-1643) und Gundaker (1580-1658). Um 1600 traten die drei von Liechtenstein zum katholischen Glauben über. Spätestens ab der Zeit des Karl Eusebius (1611-1684), der als Gründer der fürstlichen Gemäldegalerie gilt, waren die von Liechtenstein bedeutende Kunstsammler und Mäzene, die unter anderem Schlösser, Paläste, Kirchen und Gärten bauen liessen. Nach dem Aussterben der karolinischen Linie 1712 übernahmen Gundakers Nachkommen die Regierung des Hauses Liechtenstein. Von ihnen stammt die bis heute existierende Hauptlinie der von Liechtenstein ab.

Dank der Beziehungen Anton Florians zu Kaiser Karl VI. wurden die Herrschaften Schellenberg und Vaduz, die die von Liechtenstein 1699 bzw. 1712 erworben hatten, 1719 zum Reichsfürstentum erhoben und die Familie erhielt Sitz und Stimme im Reichsfürstenkollegium. Johann I. (1760-1836) führte das aus den Herrschaften Schellenberg und Vaduz bestehende Fürstentum von Liechtenstein 1806 in die Souveränität und kaufte 1807 die Stammburg Liechtenstein zurück. Zur Versorgung seiner jüngeren Söhne bestimmte er 1832 Besitzungen in der Untersteiermark, Niederösterreich und Kärnten zu Fideikommissen. Daraus gingen drei Nebenlinien hervor, deren niederösterreichische 1893 ausstarb. 1842 legten die von Liechtenstein die fürstliche Thronfolge in einem Familienvertrag, den sogenannten Hausgesetzen des Fürstenhauses, fest. Die rund 160'000 ha umfassenden Güter in der ehemaligen Tschechoslowakei gingen bei der Bodenreform nach 1919 und der Enteignung nach 1945 verloren. Franz Josef II. (->) nahm 1938 als erster Fürst ständigen Wohnsitz in Liechtenstein. Nach Aufhebung der Fideikommisse wurde das Vermögen der regierenden von Liechtenstein durch Hans-Adam II. (->) in der Fürst-von-Liechtenstein-Stiftung zusammengefasst.

Quellen und Literatur

  • FamA in: Palais Liechtenstein, Wien, und Schloss Vaduz
  • J. von Falke, Gesch. des fürstl. Hauses Liechtenstein, 3 Bde., 1868-82 (21984)
  • GHS 2, 143 f., (mit Stammtaf.)
  • G. Wilhelm, Stammtaf. des fürstl. Hauses von Liechtenstein, [1965]
  • H. Stekl, Österreichs Aristokratie im Vormärz, 1973
  • G. Wilhelm, «Die Fürsten Liechtenstein und ihre Beziehungen zu Kunst und Wissenschaft», in Jb. der liechtenstein. Kunstges., 1976, 9-179
  • E. Oberhammer, «Das Hausarchiv der regierenden Fürsten Liechtenstein», in Scrinium 24, 1981, 165-184
  • Der ganzen Welt ein Lob und Spiegel, hg. von E. Oberhammer, 1990
Weblinks
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GND
VIAF

Zitiervorschlag

Eveline Oberhammer: "Liechtenstein, von", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 27.11.2008. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/019973/2008-11-27/, konsultiert am 18.04.2024.