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vonLuternau

Aus Luthern stammendes Ministerialengeschlecht, das auf den 1226 erstmals urkundlich erwähnten Stammvater Werner zurückgeht. Im 13. und 14. Jahrhundert waren die Luternau Dienstleute der Kyburger und des Hauses Habsburg-Österreich. Bis zu Beginn des 15. Jahrhunderts erwarben sie Burgrechte in Aarau, Zofingen, Willisau, Sursee und Luzern und stellten mit Andreas (1521) am Zofinger Mauritiusstift einen Propst sowie mit Beat (->) in Aarau einen Schultheissen. Petermann (1385-1430) erbte Grund- und Herrschaftsbesitz im heutigen Luzerner Hinterland. Seine Frau Margaretha von Liebegg brachte die Herrschaften Liebegg und Schöftland in die Ehe ein. Petermanns Söhne Henmann (1480), Deutschordenskomtur von Sumiswald, Rudolf (1467) und Hans Ulrich (1475) traten ab 1429 ins Berner Burgrecht ein. Letzterer gelangte als erstes Familienmitglied in den Grossen Rat. Zunächst besassen die Luternau das Stubenrecht zum Narren und zum Distelzwang, später auch jenes zum Mittellöwen und zu Obergerbern. Die jüngere Linie des Hans Ulrich, die im Besitz der Herrschaft Schöftland war, brachte keine weiteren Berner Grossräte mehr hervor. Hieronymus (1549) wanderte infolge der Reformation nach Solothurn ab und stieg dort bis zum Seckelmeister auf. Die beiden Brüder Christoph (1582-1658) und Valentin (1583-1634) wurden im 17. Jahrhundert Meier von Biel. Mit deren Kindern erlosch diese Linie in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts.

Hingegen blieb die ältere Linie des Rudolf (1467) mit Liebegg als Stammsitz unter anderem durch Augustin (->) bis zum Ende des Ancien Régime im Grossen Rat vertreten. Mit Friedrich (->) und Johann Rudolf (->) gelangten die Luternau 1669 und 1729 auch in den Kleinen Rat und stiegen zu Vennern zu Gerbern auf. Ab dem 17. Jahrhundert wandten sich die Luternau ausserdem dem französischen, holländischen und piemontesischen Solddienst sowie dem bernischen Militär zu und brachten neben mehreren Hauptleuten mit Christoph (1582-1634), Sebastian (->) und Rudolf (->) drei Obersten hervor. Hans Rudolf (->) und Sebastian (->) waren die bedeutendsten Twingherren des Geschlechts, das nach dem Verkauf Liebeggs (1602) und Schöftlands (1653) keine Herrschaften mehr besass. Trotzdem gehörten sie als eines der ältesten Berner Geschlechter mit adliger Herkunft zu den sechs wohledelvesten Geschlechtern. Friedrich (1802-1852) liess sich als einer der wenigen Patrizier nach der liberalen Staatsumwälzung von 1830-1831 in den Grossen Rat wählen. Mit seinem älteren Sohn Friedrich (1834-1901), Registrator auf dem eidgenössischen Kriegskommissariat, erlosch das Geschlecht in Bern. Der jüngere Sohn Karl Heinrich Gottfried (1842-1919) etablierte sich als Pfarrer in Illinois. Dessen Nachfahren leben heute in Texas.

Quellen und Literatur

  • von Rodt, Genealogien 3, 345-363
  • Schweiz. Geschlechterbuch 1, 261-267

Zitiervorschlag

Hans Braun: "Luternau, von", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 26.08.2010. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/020044/2010-08-26/, konsultiert am 07.02.2025.