de fr it

Zehender

Ausgestorbenes Patriziergeschlecht der Stadt Bern, das auf den Aarauer Ratsherrn Niklaus (1378) zurückgeht und seit 1862 das Prädikat "von" trägt. Nachdem die Familie in Aarau drei Schultheissen gestellt hatte, erwarb Hans Ulrich (1501-1545) 1528 das Berner Burgerrecht sowie das Stubenrecht zu Mittellöwen und gelangte 1531 in den Grossen Rat. Die Familie verzweigte sich bis ins 18. Jahrhundert sehr stark und gehörte bis in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts zu den im Grossen Rat zahlenmässig am stärksten vertretenen Geschlechtern. Drei Grossräte stiegen zu Kleinräten auf, unter ihnen Marquard (->) und dessen Sohn gleichen Namens (->). Im 16. Jahrhundert besassen die Zehender die Herrschaft Daillens, in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts waren sie Mitherren von Worb. Anton (1609-1679) verfügte über die Herrschaften Syens, Rossens, Bussy und Combremont in der Landvogtei Moudon sowie Rosières im Val-de-Travers, die sich bis zu Beginn des 18. Jahrhunderts in der Familie weitervererbten. Ab Ende des 17. Jahrhunderts wurde das Geschlecht zunehmend aus dem Grossen Rat verdrängt, ohne jedoch ganz auszuscheiden. Die Zehender waren nun vermehrt als Schreiber oder Pfarrer tätig und wandten sich vor allem dem französischen und kaiserlichen, später dem holländischen und sardinischen Solddienst zu. Die wenigen Handwerker widmeten sich vor allem der Goldschmiedekunst. Mit ihrer Verdrängung aus dem Grossen Rat verlagerte sich der Heiratskreis der Zehender im 18. Jahrhundert von der regierenden in die nicht regierende Berner Burgerschaft. Im 19. Jahrhundert wanderten einzelne Familienmitglieder nach England und in die USA aus, ohne jedoch männliche Nachkommen zu hinterlassen. Mit dem Augenarzt Karl Wilhelm (1819-1916) starb das Geschlecht in männlicher Linie aus.

Quellen und Literatur

  • von Rodt, Genealogien 6, 392-434
  • Schweiz. Geschlechterbuch 2, 611-618
Kurzinformationen
Variante(n)
von Zehender

Zitiervorschlag

Hans Braun: "Zehender", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 14.08.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/020058/2012-08-14/, konsultiert am 17.04.2024.