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vonReinach

Mittelalterliche und frühneuzeitliche Adelsfamilie, die im Dienst der Kyburger und Habsburger stand und sich von den drei Stammburgen Untere Rinach (auch Alte Rinach, bei Burg AG), Obere Rinach (auch Neuere Rinach, bei Herlisberg) und Hintere Rinach (bei Rickenbach LU) aus verbreitete. Die Burgen und altes Allod deuten auf ihren ursprünglich freien Stand hin. Die 1210 erwähnten Brüder Arnold und Hesso von Rinach gelten als Stammväter der älteren bzw. jüngeren Linie. Die jüngere Linie auf der Oberen Rinach hatte das Lehen Beromünster inne, besass vor allem in Herlisberg und Retschwil Eigengüter und starb 1386 aus. Die ältere Linie auf der Unteren Rinach teilte sich in den Zweig der hinteren Reinach, aus dem die Linie Auenstein und Wildenstein hervorging, und in den Zweig der unteren Reinach, von dem der Zweig von Trostberg abstammte, der 1423 ausstarb. Nach dem Sempacherkrieg wurden 1386 die Stammburgen und 1389 Auenstein zerstört.

Die Reinach waren schon im 13. Jahrhundert im Gütererwerb erfolgreich, wie das Zinsrodel von 1295 von Ulrich I. von Reinach, Hessos Sohn, zeigt. Sie erwarben vor allem im Aargau und in Luzern Besitz, Twinge, Pfänder und Streugüter (Grundherrschaft), so um 1300 die Burgherrschaften Auenstein und Wildenstein, im 14. Jahrhundert Trostburg und Ende des 14. Jahrhunderts durch Heirat Bernau. Die Reinach waren in Zofingen, Bremgarten (AG), Brugg, Bern und Luzern verburgrechtet. Jakob von Rinach war Propst von Beromünster, Wernher III. von Reinach (1338-1383) ebendort Chorherr sowie Chorherr und Propst am Grossmünster in Zürich.

1415 huldigten die Reinach von Auenstein und Wildenstein Bern, mit dem sie bis ins 16. Jahrhundert in Verbindung standen. Gleichzeitig schufen sie sich in vorderösterreichischen Diensten eine Basis im Elsass, was unter anderem 1468 im Waldshuterkrieg zu Konflikten führte. Die Abwanderung dorthin zog sich bis ins 16. Jahrhundert. 1464 verkaufte die Familie die Stammtwinge um Rickenbach, 1465 Auenstein und Wildenstein, 1486 Trostburg mit dem Twing Rupperswil und 1543 Bernau. 1545 erfolgte der letzte Verkauf von Aargauer Rechten. Im Elsass und im Breisgau versahen die Reinach Vogt- und Statthalterstellen, erlangten die vorderösterreichische Ständeschaft und erwarben zahlreiche Vogteien und Herrschaften. Die Reinach bildeten dort sieben Zweige. 1550 wurde ein Reinach in den Freiherrenstand, 1635 die Familie in den Reichsfreiherrenstand erhoben, der 1773 von Ludwig XV. bestätigt wurde. 1718 wurde die Familie Reinach-Foussemagne in den französischen Grafenstand erhoben. Die Linien Steinbrunn und Hirzbach waren ab Ende des 15. Jahrhunderts am Domstift Basel präsent, etwa mit Johann Baptist von Reinach-Hirzbach, und besetzten in der frühen Neuzeit im Fürstbistum Basel wichtige Positionen, unter anderem mit Johann Konrad von Reinach-Hirzbach und Jakob Sigismund von Reinach-Steinbrunn als Fürstbischöfe sowie mit Hans Diebold von Reinach-Hirzbach als Berater. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts bestanden noch die elsässischen Linien Reinach-Hirzbach, die 1849 die Ruine der Oberen Rinach erworben hatte, und Reinach-Werth.

Quellen und Literatur

  • Merz, Walther: Die mittelalterlichen Burganlagen und Wehrbauten des Kantons Aargau, Bd. 2, 1906, S. 449-455.
  • Merz, Walther: «Herren von Rinach», in: Genealogisches Handbuch zur Schweizer Geschichte, Bd. 3, 1908, S. 17-56.
  • Méras, Mathieu; Burel, Thérèse; Roux, Lucie: Les archives de la famille de Reinach. Inventaire, 1961.
  • Büchler-Mattmann, Helene; Lienhard, Heinz: «St. Michael in Beromünster LU», in: Helvetia Sacra, II/2, 1977, S. 162-214, v.a. 182-183.
  • Helfenstein, Ulrich; Sommer-Ramer, Cécile: «SS. Felix und Regula (Grossmünster) in Zürich ZH», in: Helvetia Sacra, II/2, 1977, S. 565-596, v.a. 581-582.
  • Bosshart-Pfluger, Catherine: Das Basler Domkapitel von seiner Übersiedlung nach Arlesheim bis zur Säkularisation (1678-1803), 1983, S. 262-272.
  • Steiner, Peter: Reinach. 1000 Jahre Geschichte, 1995, S. 42-61.

Zitiervorschlag

Waltraud Hörsch: "Reinach, von", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 15.03.2017. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/020105/2017-03-15/, konsultiert am 08.12.2024.