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vonPlanta

Niederadelsgeschlecht des Hochstifts Chur und Aristokratenfamilie des Freistaats der Drei Bünde aus dem Oberengadin mit Stammsitz in Zuoz (von Planta-Turm). Die Planta sind 1244 mit Andreas zu Zuoz erstmals bezeugt. Möglicherweise waren sie Meier des Bischofs von Chur in Zuoz, wobei ihr Stand als Ministerialen unklar ist. Ab Mitte des 13. Jahrhunderts stiegen sie bis etwa um 1300 zum führenden Geschlecht des Oberengadins auf. Das Amt des Ammanns im Oberengadin (niedere Gerichtsbarkeit), das ab 1288 bis Anfang des 16. Jahrhunderts in ihren Händen lag, bildete ihre Machtbasis. Die Planta verfügten über Grundbesitz im Oberengadin und im Bergell, im 14. Jahrhundert auch im Unterengadin (Zernez) und im Puschlav. Ab 1317 waren sie zudem Vasallen der Graf von Tirol für Bergwerksrechte im Unterengadin. Vom Ende des 14. Jahrhunderts an erwarben sie sämtliche Bergwerksrechte im Unterengadin, Oberengadin, Münstertal und wohl auch im Puschlav. 1389 hatten sie das erste Amt ausserhalb des Oberengadins inne, 1407 nahmen sie mit Rudolf erstmals Einsitz im Churer Domkapitel. Im 14. Jahrhundert waren mehrere Planta Ritter. Vom Beginn des 14. Jahrhunderts an lassen sich Heiratsverbindungen zu niederadligen Familie des Hochstifts Chur nachweisen, ausserdem zum Südtiroler Niederadel und zur Veltliner Führungsschicht. 1367 nahmen die Planta mit Thomas (->) am ersten Herrschaftsvertrag zwischen den Ständen und dem Landesherrn des Hochstifts Chur teil. Ab Ende des 14. Jahrhunderts übten sie auch Ämter im Unterengadin, Vinschgau, Albulatal, Bergell, Puschlav, Domleschg und in Chur aus. Sie gehörten im 15. Jahrhundert zu den führenden Niederadelsgeschlechtern des Hochstifts Chur, wobei die Bergwerke ihre ökonomische Grundlage bildeten. Die Familie verzweigte sich in mehrere Linien, nämlich die Planta-Zuoz, die Planta-Zernez (später Wildenberg), die Planta-Samedan, die Planta-Susch und die Planta-Chur. Ausserdem entstand eine Linie in Frankreich (Valence), die zum französischen Adel gehörte. Ab Mitte des 15. Jahrhunderts bestanden enge Beziehungen zum Frauenkloster Müstair, für das die Planta bis ins 18. Jahrhundert mehrere Äbtissinnen stellten. Nach 1400 bildete sich im Zuge der Kommunalisierung im Oberengadin eine neue konkurrenzierende Elite heraus (Travers, von Juvalta, Raschèr), was 1462 zum sogenannten Fünfsiegelbrief (neue Ordnung des Oberengadins) führte.

Nach Aufhebung der bischöflichen Landesherrschaft durch die Ilanzer Artikel 1524 und 1526 im Freistaat der Drei Bünde waren die Planta neben den von Salis das einflussreichste Geschlecht. Mitte des 16. Jahrhunderts erwarben sie die Herrschaft Rhäzüns. Sie nahmen Einsitz ins Domkapitel und stellten mit Thomas (->) einen Bischof von Chur. Bis Anfang des 17. Jahrhunderts erfolgte der vorübergehende Abstieg der Stammlinie Zuoz, die ab der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts im Oberengadin wieder führend war. Mit Ambrosius (->) aus Zernez bildete sich eine neue Nebenlinie in Malans. Nach der Eroberung des Veltlins 1512 durch die Drei Bünde waren die von Planta dort neben den Salis das wichtigste Ämtergeschlecht. Im 16. Jahrhundert beteiligten sie sich während des Machtgegensatzes zwischen Frankreich und Venedig einerseits und Österreich und Spanien andererseits auf beiden Seiten an den Konflikten (Johann ->), die in den Bündner Wirren kulminierten. Von nun an begaben sich die Planta auch in ausländische Kriegsdienste (u.a. Österreich, Spanien, Frankreich, Venedig, Holland). Im 18. Jahrhundert stellten sie neben zahlreichen Offizieren vier Generäle.

Von der Reformation an war die Familie konfessionell gespalten. Zugleich gab es politische Rivalitäten mit den Salis, wobei sich die beiden Familien nie gesamthaft gegeneinander wandten. Der Parteienstreit erreichte im frühen 17. Jahrhundert mit Rudolf und seinem Bruder Pompejus (->) als Führer der spanisch-österreichischen Partei einen Höhepunkt. Nach 1650 nahm das politische Engagement der Planta ab. 1675 verloren sie das Pfandlehen über die Herrschaft Rhäzüns an die Familie Travers. Im 18. Jahrhundert setzten sie sich noch partiell für österreichische Interessen und gegen die zunehmende Dominanz der Salis ein. Nach 1700 erfolgte der Abstieg der Linien Planta-Steinsberg-Wildenberg und Planta-Wildenberg-Malans. Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts standen mehrere Planta auf der Seite der Patrioten. Sie traten gegen die Salis und für die französische Partei ein (Gaudenz ->). Um 1798 verloren sie die letzten Vorrechte im Oberengadin. 1805 starb die Hauptlinie Planta-Wildenberg zu Zernez aus. Bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts waren einzelne Planta in der kantonalen und ab 1848 in der eidgenössischen Politik aktiv (Andreas Rudolf ->, Peter Conradin ->). Im 20. Jahrhundert war die Familie politisch nicht mehr von Bedeutung.

Quellen und Literatur

  • StAGR, FamA
  • P. von Planta, Chronik der Fam. von Planta nebst versch. Mittheilungen aus der Vergangenheit Rhätiens, 1892
  • Schweiz. Geschlechterbuch 1, 400-413; 7, 401-426
  • P.E. Grimm, Die Anfänge der Bündner. Aristokratie im 15. und 16. Jh., 1981
  • S. Färber, Der bündner. Herrenstand im 17. Jh., 1983
  • J. Mathieu, Bauern und Bären, 1987
  • A.-M. Deplazes-Haefliger, «Die von Planta im 13. und 14. Jh.», in JHGG 122, 1992, 77-157
  • P.C. von Planta, «Die Planta im SpätMA», in JHGG 126, 1996, 225-332
  • Collenberg, Amtsleute
  • HbGR 1-2
Weblinks
Weitere Links
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Zitiervorschlag

Peter Conradin von Planta: "Planta, von", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 03.11.2011. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/020149/2011-11-03/, konsultiert am 16.04.2024.