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vonHertenstein

Hirschjagd bei der Burg Buonas. Wandgemälde im Hertensteinhaus in Luzern, vermutlich von Hans Holbein dem Älteren. Nachzeichnung in Aquarell von Jakob Schwegler, 1825 (Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern, Sondersammlung, Eigentum Korporation Luzern).
Hirschjagd bei der Burg Buonas. Wandgemälde im Hertensteinhaus in Luzern, vermutlich von Hans Holbein dem Älteren. Nachzeichnung in Aquarell von Jakob Schwegler, 1825 (Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern, Sondersammlung, Eigentum Korporation Luzern). […]

Luzerner Ritter- und Patrizierfamilie, benannt nach der gleichnamigen Burg bei Weggis, die sie als habsburgische Ministerialen innehatte. Ihre Genealogie ist ab Wernherus de Hertinstein, 1213 in einer Urkunde des luzernischen Klosters Murbach erwähnt, fast durchgängig bekannt, wenn sie auch seit dem Ende des 19. Jahrhunderts nie mehr mit neueren Ansätzen erforscht worden ist. Durch Heirat mit Adelheid, der Erbtochter der Herren von Buonas, gelangte Ritter Ulrich kurz vor 1260 in den Besitz von Herrschaft und Burg Buonas (Gemeinde Risch), die später auch unter dem Namen Neu-Hertenstein bekannt wurde. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts arrondierte die Familie Hertenstein die Herrschaft Buonas durch systematische Erwerbung von Gütern und Rechten zwischen Reuss und Zugersee, was wiederholt zu Konflikten mit Zug, dem Kloster Muri und Eigenleuten führte. Während die Hertenstein im 14. Jahrhundert vor allem Heiratsverbindungen mit Rittergeschlechtern wie den von Moos, Mülnern, von Hünenberg und von Kienberg eingegangen waren, verband sich die Familie im 15. und 16. Jahrhundert mit regimentsfähigen Bürgergeschlechtern aus Luzern, Bern, Basel und dem süddeutschen Raum. Mit zunehmendem Zerfall der habsburgisch-österreichischen Herrschaft suchte die Familie Anschluss an die Städte. Sie verburgrechtete sich mit Luzern und Zürich und nahm in Luzern rasch eine führende politische Rolle ein. Diese Entwicklung begann mit Ulrich (->), der nach der Wahrnehmung verschiedener städtischer Ämter 1428 Luzerner Schultheiss wurde. Bis 1522 amtierten Vertreter der Familie in drei aufeinanderfolgenden Generationen als Schultheissen. Sie stellten vor allem im letzten Drittel des 16. Jahrhunderts oft gleichzeitig mehrere Mitglieder des Kleinen Rats und besetzten verschiedene Vogteien auf der Luzerner Landschaft. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts lassen sich starke ökonomische Schwierigkeiten feststellen, die durch die Heirat von Erasmus, 1573 Kleinrat, mit der Luzerner Schultheissentochter Martha Tammann für einige Zeit aufgefangen werden konnten. Vertreter der Familie finden sich bis 1798 fast ohne Unterbruch in politisch relevanten Positionen der Stadt Luzern, jedoch ab 1522 nie mehr in der Funktion eines Schultheissen. Die Hertenstein waren schon ab dem 13. Jahrhundert in jeder Generation sehr kinderreich. Sie verfolgten eine ausgeprägte Familienpolitik, indem die Herrschaft an jeweils höchstens zwei sich verheiratende Erben weitergegeben wurde, während die übrigen Mitglieder meist klerikale Laufbahnen bescheidenen bis mittleren Zuschnitts einschlugen. Mit Adolf (->) starb die Familie im 19. Jahrhundert aus.

Quellen und Literatur

  • StALU, FamA
  • T. von Liebenau, Hans Holbein d.J. Fresken am Hertenstein-Hause in Luzern, nebst einer Gesch. der Fam. Hertenstein, 1888
  • J. Kurmann, Die polit. Führungsschicht in Luzern, 1450-1500, 1976
  • K. Messmer, P. Hoppe, Luzerner Patriziat, 1976

Zitiervorschlag

Franziska Hälg-Steffen: "Hertenstein, von", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 07.09.2006. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/020256/2006-09-07/, konsultiert am 17.03.2025.