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FischerBE

Kupfertafel mit dem Wappen der Familie Fischer von Reichenbach (Museum für Kommunikation, Bern).
Kupfertafel mit dem Wappen der Familie Fischer von Reichenbach (Museum für Kommunikation, Bern).

Patrizierfamilie der Stadt Bern, die 1680 in den Reichsritterstand erhoben wurde und am Anfang des 18. Jahrhunderts zur dritten Klasse der sogenannten vesten Familien (gemäss einer um die Mitte des 17. Jh. erfolgten Einteilung der burgerlichen Familien in fünf Klassen) gehörte. Ab 1842 benutzte die Famlie das Prädikat «von». Stammvater der Fischer ist Niklaus (spätestens 1582), Gerber und Venner in Thun. Ein genealogischer Zusammenhang mit den ab 1226 in Bern verburgerten Trägern des Namens ist nicht nachweisbar. Niklaus' wahrscheinlicher Sohn Burkhard (1538-ca. 1591), Weissgerber, wurde 1562 Burger von Bern und Mitglied bei der Gesellschaft zu Obergerbern. Er wirkte als Grossrat und Landvogt. 1621 gelangte sein Sohn Beat (->) als erstes Mitglied der Familie in den Kleinen Rat und stieg 1627 zum Venner auf. Sein gleichnamiger Enkel Beat (->) erwarb 1675 als Pächter die bernische Post, die durch mehrere Erneuerungen der Pachtverträge bis zur Errichtung der kantonalen Regiepost 1832 von seinen Nachkommen betrieben und mittels Verträgen mit anderen eidgenössischen Orten und ausländischen Partnern ausgebaut wurde. 1735 konnte in Zusammenarbeit mit der Zürcher Kaufmannspost die erste Postwagenkurslinie der Schweiz zwischen Bern und Zürich eröffnet werden. Der aus der Postpacht gewonnene Reichtum ermöglichte dem Postunternehmer und seinen Nachkommen nochmals einen Aufstieg. Dies zeigt sich vor allem im Kauf von verschiedenen Landsitzen, die im barocken Stil errichtet oder entsprechend umgebaut wurden. Sie verblieben zum Teil bis ins 19. oder 20. Jahrhundert im Besitz der Familie und gaben den verschiedenen Linien der Postpächterfamilie ihren Namen (Reichenbach bei Zollikofen, Oberried bei Belp, Bellerive bei Gwatt, Mur-en-Vully am Murtensee und Eichberg bei Uetendorf). Nachdem bereits der Sohn des Postunternehmers Beat, Beat Rudolf (->), und später auch Emanuel Rudolf Friedrich (->) Töchter von Berner Schultheissen geheiratet hatten, stieg Emanuel Friedrich (->) 1827 selbst zum Schultheissen auf. Die Nachkommen der Brüder und Vettern des Postgründers konnten ihre soziale Stellung betreffend Vermögen, Heiratsverbindungen und Ämterlaufbahnen – sie waren Grossräte, Landvögte und Offiziere in fremden Diensten – nicht weiter verbessern und rutschten schliesslich ins Handwerk ab. Nach 1831 zog sich die Familie mit Ausnahme von Ludwig (->) von der Politik zurück. Verschiedene Mitglieder der Familie wandten sich unter anderem den Wissenschaften (Ludwig ->, Eduard ->) und der Kunst zu.

Quellen und Literatur

  • BBB
  • StABE
  • Schweiz. Geschlechterbuch 2, 182-196; 6, 206-213
  • A. Kellerhals, «Die Fischer aus Bern», in L'Impresa. Industria Commercio Banca, 1991, 913-932
  • A. Kellerhals-Maeder, Bevor die Post verstaatlicht wurde, 1991
  • H. Braun et al., Beat Fischer (1641-1698), 2004, 11-30
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Hans Braun: "Fischer (BE)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 05.11.2009. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/020872/2009-11-05/, konsultiert am 11.10.2024.