Patrizierfamilie der Stadt Bern, die zu Beginn des 21. Jahrhunderts noch bestand. Sie geht auf einen waadtländischen Ministerialadligen namens Humbert zurück, der 1267 als Mistral von Rue erwähnt wird. Durch die Heirat von Humberts Sohn Jordan de Mestral de Rue mit Isabelle de Tavel fasste die Familie zu Beginn des 14. Jahrhunderts Fuss in Vevey, wo sie bis ins 17. Jahrhundert zur Führungsspitze gehörte und nach dem Aussterben der alten de Tavel um 1400 deren Namen übernahm. Jordans Enkel Rolet (1431) stieg zu Beginn des 15. Jahrhunderts unter den Grafen von Savoyen zum Statthalter des Landvogts der Waadt auf und diente als bischöflicher Vogt von Lausanne. Mit den Söhnen von François (1572) teilte sich das Geschlecht im 16. Jahrhundert in die 1816 erloschene ältere Linie des François (1565-1590) und die jüngere des Gamaliel (1569-1653). Etienne (1675), ein Enkel des letztgenannten François, trat 1634 ins Berner Burgerrecht ein und wurde 1657 als Erster der Familie in den Grossen Rat gewählt. Gamaliel hatte zusammen mit seinen Söhnen Abraham (1596-1658) und Jakob (1656) bereits 1629 das Berner Burgerrecht erworben. Während in der jüngeren Linie der jüngere Ast des Jakob 1731 ausstarb, verzweigte sich der ältere des Abraham mit den vier Söhnen von dessen Enkel Hans Rudolf (1655-1704) abermals. Die vier Stammväter gelangten alle in den Grossen Rat und bereiteten so den Boden für eine starke politische Vertretung der Familie über das ganze 18. Jahrhundert hinweg bis ins letzte Drittel des 19. Jahrhunderts. Während der Restauration stellten die von Tavel mit Franz Rudolf (1770-1850) ihren ersten Kleinrat, dem in der Regeneration sein Sohn, der liberale Schultheiss Franz Karl (->), folgte. Emanuel Rudolf (->), sein Sohn Alexander (->) und Albrecht Viktor (->) wurden konservative Grossräte. Einige Familienmitglieder traten in fremde Dienste, wo Johann Ludwig (1727-1787) bis zum Obersten der niederländischen Schweizergarde aufstieg. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts betätigen sich die von Tavel vor allem in akademischen Berufen, so Albrecht Viktor, Ernst (->), Franz (->), der Mundartdichter Rudolf (->) und Albert (->). Von ca. 1600 bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts besass die Familie die Herrschaften Denens, Lussy-sur-Morges und Villars-sous-Yens, in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts die Baronie Le Châtelard und im 19. Jahrhundert das Rebgut La Crausaz bei Féchy.
Quellen und Literatur
- Schweiz. Geschlechterbuch 2, 555-565; 6, 697-700
- Recueil de généalogies vaudoises 3, 1950, 327-358
- von Rodt, Genealogien 5, 218-232