de fr it

HildebrandJost

21.11.1585 Sitten, 7.6.1638 Sitten, aus dem Goms. Sohn des Johann, Notars in Münster und 1575-1600 Schulmeisters der Landesschule in Sitten, und der Anna de Bertherinis. Nach Studien in Sitten, Freiburg und Mailand (1605 Collegium Helveticum) wurde J. 1608 ins Sittener Domkapitel aufgenommen. 1609 wurde er Pfarrer von Leytron und im Aug. 1613 französischsprachiger Prediger von Sitten. Nach dem Tod Bf. Adrians II. von Riedmatten verzichtete das Domkapitel auf Druck der Landratsboten der Walliser Zenden schriftlich auf die sog. Carolina, d.h. auf die legendenhafte Schenkung des Wallis durch Karl den Grossen an Bf. Theodul, die als Grundlage der weltl. Macht des Bf. von Sitten gedient hatte. Darauf wählte der Landrat den jungen J. zum Bf. von Sitten. J. war der erste Sittener Bischof, der Regalienschwert und Schlüssel seiner Residenz aus der Hand des Landeshauptmanns entgegennahm. Seine Regierungszeit war einerseits geprägt durch die Auseinandersetzung um die weltl. Macht mit den Patrioten - so nannten sich die Angehörigen der einflussreichen Fam. der Landschaft Wallis -, andererseits durch seine redl. Bemühungen um die Kath. Reform gemäss den Weisungen des Tridentinums. Dreimal visitierte er seine Pfarreien. 1626 erliess er Synodalstatuten, die 1635 im Druck erschienen. Die geplante Seminargründung misslang ebenso wie die Durchsetzung des gregorian. Kalenders. Der Bündniserneuerung mit dem prot. Bern 1618 folgte jene mit den kath. Orten 1623. Der Ausweisung der Jesuiten durch den Landrat 1627 stand die Gründung des Kapuzinerklosters in Sitten gegenüber. Hartnäckig aber erfolglos versuchte J., die 1613 an die Patrioten verlorene weltl. Oberhoheit wiederzuerlangen. Entmutigt resignierte er 1626 das Bistum, doch Papst Urban VIII. lehnte die Demission ab. Die Ungewissheit führte 1627 zu Unruhen im Land, und da ein Vergleich vor dem Nuntius in Luzern scheiterte, reiste J. Anfang 1628 nach Rom. Bei seiner Rückkehr 1630 verweigerten ihm die Patrioten auf dem Gr. St. Bernhard monatelang den Eintritt ins Wallis. Schliesslich musste J. 1634 seinen Verzicht auf die Carolina schriftlich bestätigen.

Quellen und Literatur

  • HS I/5, 247-249
Weblinks
Normdateien
GND
VIAF

Zitiervorschlag

Bernard Truffer: "Jost, Hildebrand", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 04.02.2008. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/021481/2008-02-04/, konsultiert am 29.03.2024.