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BernhardMüller

Bildnis aus einer Porträtserie der letzten neun St. Galler Fürstäbte im Musiksaal (ehemals Refektorium und Küche) des Klosters St. Gallen (Stiftsbibliothek St. Gallen).
Bildnis aus einer Porträtserie der letzten neun St. Galler Fürstäbte im Musiksaal (ehemals Refektorium und Küche) des Klosters St. Gallen (Stiftsbibliothek St. Gallen).

1557 Ochsenhausen (Württemberg), 18.12.1630 Rorschach, kath, aus Ochsenhausen. Sohn des Brosi und der Magdalena Lutz. 1576 Eintritt in die Benediktinerabtei St. Gallen, 1577-83 Stud. an der Jesuitenuniversität Dillingen, 1583 Magister Artium, 1584 Priester, 1593 Dr. theol. 1594 wurde M. zum Abt von St. Gallen gewählt. Als überzeugter Anhänger der Jesuiten wirkte M. im Geiste des tridentin. Konzils. Er machte sich verdient um die innerklösterl. Reform und visitierte regelmässig die Pfarreien des Abteigebietes, was St. Gallen den Ruf einer besonders guten Verwaltung eintrug. 1602 gründete M. mit den Äbten von Einsiedeln, Muri und Fischingen die Schweiz. Benediktinerkongregation. Mit Georg Wegelin, dem Abt des Klosters Weingarten (Schwaben), erarbeitete er zur Vereinheitlichung der monast. Gewohnheiten und liturg. Texte das St. Galler-Weingartner Brevier, das - leicht überarbeitet - unter dem Namen "Breviarium Paulinum" 1616 für den gesamten Benediktinerorden vorgeschrieben wurde. Nach mehr als zehnjährigem Rechtsstreit schloss M. mit dem Fürstbf. von Konstanz 1613 ein Konkordat, das dem Fürstabt von St. Gallen in der Alten Landschaft die geistl. Jurisdiktion und damit quasi-bischöfl. Vollmachten einräumte. 1614 ernannte er seinen Mitbruder Jodokus Metzler zum ersten Offizial (Generalvikar) des neu errichteten stift-sankt.-gall. Offizialats, das bis 1800 faktisch die Funktion eines bischöfl. Ordinariats wahrnahm. M. machte dank umsichtiger Politik frühere Gebietsverluste des Klosters wett. Er gewann 1604 Norsingen, 1608 Neuravensburg und 1621 Ebringen zurück und erwarb 1613 die Herrschaften Homburg und Stahringen. 1610 holte er die Konstanzer Kaufmannsdynastie Hoffmann nach Rorschach, um den Leinwandhandel einzuführen. Mit den europ. Mächten schloss er Bündnisse und Soldverträge ab, wobei er im Dreissigjährigen Krieg Österreich und Spanien unterstützte. M., der auch das kath. Schulwesen förderte und verschiedenenorts Neubauten (Neu St. Johann, Otmarskirche in St. Gallen) und Renovationen ausführen liess, zählt zu den herausragenden Äbten der St. Galler Barockzeit.

Quellen und Literatur

  • HS III/1, 1331-1333, 1352-1354
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Zitiervorschlag

Franz Xaver Bischof: "Müller, Bernhard", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 13.01.2011. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/021735/2011-01-13/, konsultiert am 08.12.2024.