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Carl von Hohenbalken

Ministerialenfam. aus dem bündner. Münstertal, im MA konzentriert in Müstair vorkommend. Der Name C. nimmt vermutlich Bezug auf Karl d.Gr., gemäss Tradition Gründer des Klosters St. Johann. Der Zusatz von Hohenbalken (rätorom. Balcunaut, Balcunault, Balcun At) bezieht sich auf eine vermutete Burg dieses Namens hoch über der Talsohle südl. von Müstair. Erstmals treten urkundlich Karolus de Monasterio (1193) und Carolus operarius (1289) als Zeugen in Müstair auf. Im 14.-15. Jh. erscheinen mehrere Mitglieder der Fam. als bischöfl. Ministerialen, u.a. Josef, der 1391 und 1401 mit der Bezeichnung de Balcunault erwähnt wird. 1427 war Janutt Vorsitzender (Ministral) der Talgeschworenen beim Erlass der Zivil- und Kriminalstatuten des Tales. Hans, 1499 Hauptmann der Bündner an der St. Luzisteig, begründete die Churer Linie (dazu gehört Gregor ->, Wohnsitz Karlihof), besetzte 1509-11 die erste Landvogteistelle der Drei Bünde in der Herrschaft Maienfeld und erwarb daselbst Schloss und Gut Salenegg. Als mehrfacher Bote an die eidg. Tagsatzung, Bürgermeister von Chur und Präs. des Gotteshausbundes 1523-24 sowie Mitsiegler des ersten Ilanzer Artikelbriefs beeinflusste er nachhaltig die Geschicke des jungen Dreibündestaats.

Im frühen 17. Jh. führten mehrere Mitglieder der Fam. die venezian. Partei im Münstertal an. So beteiligte sich Nikolaus, obwohl kath., mit Jörg Jenatsch und anderen als einer der sog. Vier Tellen an der Ermordung von Pompejus von Planta und am Veltliner Feldzug 1621. Im 16. und 17. Jh. stellte die Fam. drei Äbtissinnen des Klosters St. Johann in Müstair.

Vertreter des Geschlechts erscheinen im 16. Jh. auch in Trun, wo Jacob Wolf als Hofmeister des Klosters Disentis, Landammann der Cadi und Landvogt von Maienfeld hervorragte. Vermutlich handelt es sich hier um einen Zweig der Münstertaler Linie, der im 14. oder 15. Jh. in den Dienst der Abtei trat und urspr. auf der Burg Travaulta (= Hohenbalken) unterhalb der Russeiner Brücke wohnte. Im 17. und 18. Jh. erloschen die Hauptlinien von Chur und Münstertal. C., auch ohne Adelstitel, treten in Scuol, Susch und Tarasp (Kaspar ->, Kaspar ->) auf; ihre Abkunft von den C. von Hohenbalken ist z.T. unsicher.

Quellen und Literatur

  • H. Bruppacher, «Die Carle von Hohenbalken», in BM, 1937, 218-222, 235-253
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Zitiervorschlag

Martin Bundi: "Carl von Hohenbalken", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 23.04.2009. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/021897/2009-04-23/, konsultiert am 13.12.2024.