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Florin

Bündner Geschlecht, das in verschiedenen Orten des Vorderrheintals (Tujetsch, Disentis, Rueun), des Churer Rheintals (Chur, Maladers, Zizers, Igis), des Prättigaus (Klosters), Mittelbündens (Davos, Obervaz, Donat) und des Münstertals (Santa Maria) vorkommt. Obwohl unterschiedl. Abstammung, leitet sich der Name F. vom gleichnamigen Vornamen ab. Hervorgetreten ist insbesondere das Bauerngeschlecht F., das vermutlich vom Hof Flurin bei Rueras stammt. Sein Mitglied Johann stieg über das Landschreiber- und Landammannamt in Disentis zum Landrichter des Grauen Bundes (1555 und 1564) auf und wurde vom Abt von Disentis 1562 an das Konzil von Trient entsandt. Seine beiden Söhne Paul (->) und Johannes (->) genossen höchstes Ansehen. Paul versah alle wichtigen Landesämter des Grauen Bundes, während Johannes, inzwischen Churer Bürger geworden, zum franz. Gesandten in Bünden aufstieg. Beide Brüder besetzten nacheinander das Amt des Landvogtes der Herrschaft Maienfeld. Johannes und sein Sohn Johann Simeon (->) erbauten herrschaftl. Häuser in Chur (Freieck, Türligarten) und Rueun (Oberes Deflorin-Haus).

Den Höhepunkt ihres polit. Einflusses erreichte die Familie F. im 17. Jh. Mit den beiden obgenannten Paul und Johann Simeon, mit Christian, Johann Simeon (->), Joachim (1706) und Christian (->) wurde das Amt des Landrichters meist auf Vorschlag der Herrschaft Rhäzüns zwischen 1591 und 1707 31 Mal mit Angehörigen der F. besetzt. Öfters waren die F. Gesandte der Drei Bünde. Als Hauptmann des Veltlins wirkten 1585-87 Paul, 1641-43 Johann Simeon und 1683-85 dessen gleichnamiger Sohn. Rund ein Dutzend Mal hatten die F. Veltliner Podestatenämter inne. Christian (1707) legte die bedeutende Florinische Dokumentensammlung an, die sich heute im Staatsarchiv Graubünden befindet. Mit dem Tod Caspars (1716) erlosch der männl. Stamm der Rueuner Linie. Die Würde eines Fürstabtes von Disentis erlangte Gallus (->), der einer Tujetscher Linie entstammte.

Quellen und Literatur

  • S. Färber, Der bündner. Herrenstand im 17. Jh., 1983
  • A. Maissen, Die Landrichter des Grauen Bundes 1424-1799, 1990, 46-50
Weblinks
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Kurzinformationen
Variante(n)
Deflorin
de Florin

Zitiervorschlag

Ursus Brunold: "Florin", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 10.03.2017. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/021908/2017-03-10/, konsultiert am 28.03.2024.