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PestalozziGR

Fam. ital. Ursprungs, die auch unter den Namen Pestaluz und Pestalozza erscheint. Ende 13. Jh. zogen die P. von Gravedona am Comersee nach Chiavenna, gelangten dort zu reichem Alpbesitz, fanden Zugang zum Adelstitel Ser und zu polit. Ämtern der Stadt. Nach dem Veltliner Mord an den Protestanten übersiedelte Johann Anton, Sohn des Octavio des Älteren, 1621 nach Chur und heiratete Claudia Salis, die Tochter von Hercules Salis. 1650 erwarb er vom Churer Domkapitel das herrschaftl. Haus Unterer Spaniöl. 1634 entsandten ihn die Drei Bünde nach Paris und 1643 nach Innsbruck, wo er den Auskauf der österr. Rechte in den Acht Gerichten einleitete und 1652 für dessen Abschluss sorgte, wofür er das Bürgerrecht des Gotteshausbunds erhielt. Aus seiner zahlreichen Nachkommenschaft führten v.a. Träger der Namen Herkules und Johann Anton die Churer Stammlinie weiter. Johann Anton (1667-1721) stiftete das Fideikommiss Waldhausgut zu Masans (Gem. Chur). Zu höchsten polit. Ämtern gelangte Herkules (->). Die P. standen als Offiziere im Dienst von Frankreich und Sardinien-Piemont und waren Kaufleute sowie Vorsteher der Churer Zünfte, v.a. der aristokrat. Rebleutezunft (Grundbesitzer). So amtierte um 1788 Herkules (1735-1818), Sohn des obgenannten Herkules, als Amtsoberzunftmeister der Rebleute. Mit seinem Neffen Stephan (->) starb die Churer Linie der P. aus.

Die Luzeiner Linie der P. beginnt auch mit einem Johann Anton aus Chiavenna, der ab 1676 in zweiter Ehe mit Anna Maria Sprecher von Luzein verheiratet war. Er erbte 1677 von seinem Bruder die halbe Herrschaft Tagmersheim (Bayern) und erhielt 1679 das Bündner Bürgerrecht. Zum Katholizismus konvertierte Nachkommen in Bayern stiegen zu Grafen auf. Vertreter der Luzeiner Linie hatten verschiedene polit. Ämter in den Drei Bünden inne, v.a. jenes des Landammanns von Castels, und leisteten zu Beginn des 19. Jh. Kriegsdienste in Holland. Die Linie erlosch 1888 mit Regina.

Quellen und Literatur

  • StAGR, Urkunden-Slg.
  • H. Pestalozzi-Keyser, Gesch. der Fam. P., 1958
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Zitiervorschlag

Martin Bundi: "Pestalozzi (GR)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 26.11.2009. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/021929/2009-11-26/, konsultiert am 29.03.2024.