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PrevostGR

Bündner Aristokratenfamilie aus Vicosoprano, deren Name sich von lat. praepositus (Ammann, Meier) ableitet und heute als Prevosti erscheint. Schon im 12. Jh. war die Ministerialenfamilie des Bf. von Chur in Vicosoprano ansässig; als Erster wird 1190 Johannes à Praepositis urkundlich erwähnt. Die Fam. P. stellte dem oberen Bergell zahlreiche, meist mit kaiserl. Autorität ausgestattete Notare, die hohes Ansehen genossen und oft als Podestaten amtierten, auch als im 15. Jh. der Einfluss des Bistums im Bergell stark zurückging. 1367 war bei der Gründung des Gotteshausbundes Podestà Ulrich Propst (dt. für P.) anwesend. Die Fam. hatte zahlreiche bischöfl. Lehen im Bergell sowie einzelne in Bivio und Ftan. Im SpätMA und in der frühen Neuzeit zählte sie neben den Fam. Castelmur und von Stampa zu den Aristokratengeschlechtern des oberen Bergells. Rudolf erwarb in Bologna einen Doktortitel im Rechtswesen, war dort Rektor der Universität und bekleidete 1517-25 und 1531-37 das Amt des vicari im Veltlin. Im 16. und 17. Jh. betrieb die Fam. auch Seidenhandel mit Zürich und Basel und hatte im Bergell, im Oberengadin und im Schams einige polit., richterl. und militär. Ämter inne. Zweige der Fam. liessen sich im Domleschg, in Chur und im Val Müstair nieder. Aus letzterem Zweig stammte der Disentiser Abt Benedikt (->). Hauptmann Scher wurde 1552 von Ks. Karl V. in den Ritterstand erhoben; von da an leitete sich die Fam. von den antiken Fabiern her. 1618 wurde in Thusis Johann Baptista (->) aus der Linie Zambra hingerichtet.

Quellen und Literatur

  • P.N. von Salis, Die Bergeller Vasallengeschlechter, 1921
  • P.E. Grimm, Die Anfänge der Bündner Aristokratie im 15. und 16. Jh., 1981
  • G. Pool, «Bergeller Notare», in JHGG 113, 1983, 63-154
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Zitiervorschlag

Paul Eugen Grimm: "Prevost (GR)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 17.12.2013. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/021931/2013-12-17/, konsultiert am 13.04.2024.