Der bäuerlichen Oberschicht entstammende Oberengadiner Familie aus Zuoz, die vor allem mit ihrem Ortensteiner Zweig bis Mitte des 17. Jahrhunderts zu einem der einflussreichsten Bündner Geschlechter aufstieg, während die zu Beginn des 16. Jahrhunderts begründete Münstertaler Linie seit dem beginnenden 18. Jahrhundert nicht mehr nachweisbar ist. Anfänglich trat die Familie im Notariat, dann zunehmend auch in politischen Ämtern und im Solddienst in Erscheinung. Im 18. und mehr noch im 19. Jahrhundert erfolgte der Niedergang, der zur Verarmung und zu Beginn des 20. Jahrhunderts zum weitgehenden Verschwinden der Familie führte.
Der Abstammungslegende zufolge wurden die Travers im 13. Jahrhundert als Herzöge von Ravenna gestürzt und vertrieben. Urkundlich treten sie 1431 erstmals mit Jakob als Schiedsrichter in Zuoz auf. 1462 war ein Travers als Vertreter von S-chanf Zeuge beim sogenannten Fünfsiegelbrief. Jakobs Sohn Janutt vertrat das Oberengadin als Rechtssprecher bei Auseinandersetzungen mit dem Bischöfen von Chur. Vom Ende des 15. Jahrhunderts bis in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts stellten die Travers im Oberengadin viele Notare. 1521 wurde Peter als Erster seiner Familie Landammann des Oberengadins, musste aber zur Erlangung der Wahlfähigkeit erst ein kaiserliches Adelsdiplom einholen. Bis Mitte des 17. Jahrhunderts versahen weitere Travers dieses stark von den Planta dominierte Amt. Im 16. Jahrhundert bekleideten sie zehnmal eines der höchsten Veltliner Ämter, im 17. Jahrhundert sechsmal und im 18. Jahrhundert noch einmal. Etliche standen in französischen Diensten. Auffallend breit gestreut war die höhere Bildung; allein für das 16. Jahrhundert lassen sich neun Travers als Studenten nachweisen.
Den Aufstieg in die aristokratische Führungsschicht verdankte die Familie wohl zur Hauptsache der geschickten Heiratspolitik sowie dem als Reformator bekannt gewordenen Johann (->), dem Stammvater zweier Zuozer Linien. Über die Ehe seines Sohns Jakob (1505-1556) mit Anna Büchler gelangte sie in den Besitz von Schloss Ortenstein. Jakob war Hauptmann in französischen Diensten, bischöflicher Hofmeister, Landammann von Ortenstein und Landeshauptmann im Veltlin. Sein Sohn Johann (1530-1608) sicherte den sozialen Aufstieg durch seine Heirat mit Lucrezia von Schauenstein. Die Etablierung in der Bündner Führungsschicht erfolgte durch dessen Söhne Johann Rudolf (->) und Johann Viktor (->). Ersterer war mit der Tochter des 1621 ermordeten Pompejus von Planta verheiratet und gelangte über diese Verbindung in den Mitbesitz des benachbarten Schlosses Rietberg.
Der Einfluss der Familie in Graubünden verringerte sich in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Mehr im Vordergrund standen nun die Solddienste und weniger die einheimischen Ämter. Angeführt von General Johann Viktor (->), versuchten die Travers im Tomilserhandel in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts vergeblich, ihre politische Stellung nochmals zu stärken. Im 19. Jahrhundert beschleunigte die Verschuldung von Anton Viktor (->) auch den finanziellen Niedergang der Familie.