Aus Traves, Aroz und Moutherot (Franche-Comté) stammend, liess sich die Familie Girardin in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts in Neuenburg nieder, wo sie das Bürgerrecht erwarb. Ein Mitglied der Familie ist 1428 als Kämmerer (Chambrier) des Grafen Johann von Freiburg erwähnt. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts war diese Amtsbezeichnung zu einem festen Beinamen des Familiennamens geworden, und zu Beginn des 16. Jahrhunderts hatte sie diesen ganz verdrängt. Die Familie wechselte zur Zeit der Reformation zum neuen Glauben über. Das 1537 mit dem Lehen Gruère im Val-de-Ruz durch Benoît (->) erworbene erbliche Adelsprädikat wurde 1709 vom preussischen König Friedrich I. bestätigt, aber erst im Verlauf des 18. Jahrhundert verwendet. 1787 erhob König Friedrich Wilhelm II. das Lehen Grand Jacques de Vautravers zugunsten seines Besitzers, Jean Pierre (1731-1808), und seiner Nachkommen zur Freiherrschaft.
Vom Beginn des 16. Jahrhunderts bis zum Ende des Ancien Régime in Neuenburg (1848) hatten zahlreiche Familienmitglieder ununterbrochen Anteil an Regierung und Verwaltung der Stadt Neuenburg, der Grafschaft bzw. des Fürstentums Neuenburg und seiner Rechtsorgane (Staatsrat, Gouverneur, dessen Statthalter, Kanzler, Generalstaatsanwalt, Generalschatzmeister, Steuereinnehmer, Präsident des Obersten Gerichts der Drei Stände, Maire, Kastlan und Präsident der Bürgergemeinde). Nach 1848 übten die Chambrier meist freie Berufe aus.
Die Familie besass umfangreiche Immobilien: unter anderem in Neuenburg das heutige Gerichtsgebäude, das Haus Nr. 13 an der Place des Halles, das Haus Nr. 6 an der Rue de l'Hôpital, die Schlösser Auvernier, Bevaix und Cormondrèche, den Landsitz Pré-Monsieur in Môtiers und das Haus Brun in Dombresson. Es besteht eine Stiftung Chambrier.