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Vully

Panorama des Murtensees und seiner Umgebung, zwischen 1817 und 1838 vom Gipfel des Löwenbergs aus aufgenommen. Gouache von Eduard Kinkelin (Museum Murten; Fotografie Primula Bosshard, Freiburg).
Panorama des Murtensees und seiner Umgebung, zwischen 1817 und 1838 vom Gipfel des Löwenbergs aus aufgenommen. Gouache von Eduard Kinkelin (Museum Murten; Fotografie Primula Bosshard, Freiburg). […]

Region im Mittelland zwischen der Broye, dem Murten- und dem Neuenburgersee, halb im Kanton Waadt (Bezirk Broye-Vully), halb im Kanton Freiburg (Seebezirk) gelegen. Die Grenze im Südwesten verläuft weniger scharf und änderte sich mit den Juragewässerkorrektionen. Der Mont Vully ist der markanteste Punkt des seit dem Spätpaläolithikum begangenen Gebiets (Joressant). 968 in pago Wisliacense, 1011 in comitatu Vuisliacense, deutsch Wistenlach.

Im Mittelalter bezeichnete Vully ein weitläufigeres Gebiet. Es erstreckte sich bis Estavayer-le-Lac und umfasste alles Land, das bei Hochwasser nicht überschwemmt wurde. Dessen Geschichte bleibt aber im Dunkeln. Peter II. von Savoyen erwarb zwischen 1246 und 1250 einen Teil der Region Vully (Cudrefin, Villars-le-Grand), der um 1000 zum weltlichen Herrschaftsgebiet des Bischofs von Sitten gehört hatte. Die Herrschaft Murten, die seit dem Anfang des 13. Jahrhunderts auch die Dörfer Praz, Nant, Sugiez und Chaumont (Gemeinde Bas-Vully) umfasste, fiel 1255 ebenfalls an den Savoyer. 1293 gingen die Herrschaften Grandcour und Bellerive (VD) von den de Prangins an Ludwig I. von Savoyen über. Die Herrschaft Lugnorre mit Môtier, Joressant und Mur (Gemeinde Haut-Vully) gelangte 1350 von den von Grandson an die Grafen von Neuenburg und kam dann ebenfalls an das Haus Savoyen, das sie 1469 der Stadt Murten verkaufte. Praz, Nant, Sugiez, Chaumont und die Herrschaft Lugnorre waren ab 1484 Teil der gemeinen Herrschaft Murten. 1536 wurden die Herrschaften Cudrefin, Bellerive und Grandcour der bernischen Landvogtei Avenches einverleibt. 1798 gehörte die Region Vully zum freiburgischen Bezirk Avenches und zum Bezirk Murten. Ende 1802 wurden die Grenzen neu gezogen: Die Dörfer der Gemeinde Haut-Vully und Bas-Vully kamen zu Freiburg (1798-1848 Bezirk Murten, dann Seebezirk), die anderen zur Waadt (1803-2006 Bezirk Avenches, seither Bezirk Broye-Vully). Die Gemeinde Vully-les-Lacs entstand 2011 durch eine Fusion.

Die Region Vully ist ein traditionelles Weinbaugebiet (2012 ca. 150 ha, davon 50 ha im Kanton Waadt). Ab dem 15. Jahrhundert verbrachten freiburgische und bernische Patrizierfamilien hier die Sommermonate und bauten auf ihren Anwesen Herrenhäuser mit Keltern und Weinkeller. Nach der Zweiten Juragewässerkorrektion wurde intensiver Gemüsebau möglich, aber auch ein verdichtetes Bauen. Das Réduit du Vully, eine Bunkeranlage, die als Infanteriestützpunkt diente, war im Ersten Weltkrieg Teil der Fortifikation Murten und im Zweiten Weltkrieg Sperrstelle. Seit 2002 führt ein Themenweg zu den restaurierten Befestigungen.

Quellen und Literatur

  • Kdm FR 4, 1989, 284 f.
  • J.-F. Chenaux, Petite histoire du Vully fribourgeois, 2003
  • M.-A. Egger, Le Vully fribourgeois: évolution d'une région à la frontière des langues, Liz. Neuenburg, 2005
  • Militär. Denkmäler in den Kt. Bern und Freiburg, 2006
  • G. Marion, Notice historique sur le Vully vaudois, 2008

Zitiervorschlag

Nicole Meystre-Schaeren: "Vully", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 05.01.2015, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/022688/2015-01-05/, konsultiert am 05.10.2024.