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Crivelli

Die aus Ubaldo (Lombardei) stammende Familie liess sich im 15. Jahrhundert in Lugano, Pura und Ponte Tresa nieder. Die italienische Verwandtschaft soll unter anderem Papst Urban III., Kardinal Alessandro (1514-1572) und die Mailänder Familie der Grafen Crivelli von Ossolaro mit zwei weiteren Kardinälen umfassen.

1606 erhielt der von Lugano eingewanderte Arzt Johann Anton das Urner Landrecht. Sein Sohn Sebastian Heinrich (->) legte als Militärunternehmer in Spanien den Grundstein für den Aufstieg der Crivelli in die Urner Magistratenfamilien zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Nach 1725 stellten sie drei Landammänner, amtierten mehrfach als Dolmetscher für die spanische Gesandtschaft, besassen Hauptmannsstellen in spanischen Diensten und ab 1757 auch die Gardehauptmannschaft in Bologna. 1769 wurden sie in den päpstlichen Grafenstand erhoben. 1681-1718 war die Herrschaft Zufikon in Familienbesitz. Nach der Aufhebung der Monopole zu Beginn des 19. Jahrhunderts verstärkten die Crivelli ihr Engagement im Speditionswesen.

Das linke Reussufer in Luzern. Ausschnitt einer anonymen Zeichnung, um 1830 (Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern, Sondersammlung).
Das linke Reussufer in Luzern. Ausschnitt einer anonymen Zeichnung, um 1830 (Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern, Sondersammlung). […]

Zur gleichen Zeit etablierte sich ein Zweig der Familie in Luzern. Sebastian (->) liess sich nach dem Brand von Altdorf (UR) 1799 in Luzern nieder, wo er 1803 die Bank Sebastian Crivelli & Co. gründete, die bis zur Liquidation 1930 über vier Generationen in Familienbesitz blieb. Sie trat mit eigener Banknotenemission, vor allem aber durch Investitionen in die innerschweizerische Tourismus-Infrastruktur hervor. Das Speditionswesen seinerseits wurde durch das aufblühende Geschäft mit dem Fremdenverkehr abgelöst. 1944 starb die letzte Angehörige der Urner und Luzerner Linie.

Quellen und Literatur

  • StALU, FamA
  • ZHBL, FamA
  • Schweiz. Geschlechterbuch 4, 146-151
  • M. Ruckli, Gesch. des Bankwesens im Kt. Luzern, 1939
  • A. Crivelli, «Storia della famiglia Crivelli al secolo XIV», in RST 3, 1940, 385-390
  • M.-C. von Fischer-Reichenbach, Die Casa Crivelli in der Schweiz, 1947
  • U. Kälin, Die Urner Magistratenfam., 1991
  • F. Glauser, Luzern jenseits der Reuss, 2002

Zitiervorschlag

Markus Lischer: "Crivelli", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 10.03.2004. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/023398/2004-03-10/, konsultiert am 16.04.2025.