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Oldelli

Aus Meride stammende, noch heute bestehende Notarsfamilie, die seit der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts bezeugt ist. In den ersten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts erwarben Zanolo, genannt Oldello, und sein Sohn Andreolo in Meride und Umgebung beträchtlichen Grundbesitz. Die Familie schuf sich im 16. Jahrhundert im Dorf eine wichtige Stellung, indem sie sich an der lokalen Verwaltung beteiligte. Im 17. Jahrhundert festigte sie ihre Macht im ganzen Sottoceneri dank Heiratsverbindungen mit den anderen führenden Familie der Region, wie den Torriani, Buzzi und Quadri, sowie politischen Ämtern in den Vogteien Mendrisio und Lugano. Über Generationen waren die Oldelli vor allem Notare, so Andrea, Sohn des Sebastiano, und Giovanni, Sohn des Matteo, die im 16. Jahrhundert als Notare der Landschaft Lugano genannt werden. Ferner wirkten zahlreiche Familienmitglieder als Kaufleute, Handwerker, Offiziere und Geistliche. Unter Letzteren ragt der gelehrte Prediger Gian Alfonso (->) heraus. Die gesellschaftliche Bedeutung der Familie, die auch autoritäre Züge trug, stieg in der Gemeinde vor allem vom 17. bis 19. Jahrhundert durch den Geldverleih gegen Zinsen und die Kontrolle über die Korrespondenz der Auswanderer mit ihren schreibunkundigen Angehörigen. Die Notare Oldelli bewahrten diese Dokumente auf und schufen mit ihrem Familienarchiv eine aussergewöhnliche Quellensammlung. Viele Oldelli wanderten selbst aus und waren als Handwerker und Künstler in verschiedenen Ländern Europas tätig. Am bekanntesten ist zweifellos der Stuckateur Giovan Antonio (->). Einen gewissen Ruhm erlangten auch seine Enkel Santino, Stefano, Ignazio und Giuseppe. Trotz langer Abwesenheiten einzelner Exponenten verstand es die Familie, ihre Vorherrschaft über Meride zu bewahren, indem Familien- und Gemeindeangelegenheiten auch vom Ausland aus erledigt wurden. Vor Ort übten die Oldelli oft das Amt des Konsuls aus.

Quellen und Literatur

  • ASTI, FamA und allg. Notariatsfonds
  • A. Lienhard-Riva, Armoriale ticinese, 1945
  • G. Martinola, Lettere dai paesi transalpini degli artisti di Meride e dei villaggi vicini, 1963
  • P. Barakat-Crivelli, «Emigrazione temporanea d'ancien régime: la famiglia Oldelli di Meride», in Emigrazione, un problema di sempre, 1991, 93-124
  • E. Mango Tomei, Le fonti del diritto del Cantone Ticino, 1991, 426
  • R. Merzario, Anastasia, ovvero la malizia degli uomini, 1992
  • R. Merzario, «Il notaio e l'emigrante», in Cultura d'élite e cultura popolare nell'arco alpino fra Cinque e Seicento, hg. von O. Besomi, C. Caruso, 1995, 233-244

Zitiervorschlag

Isabella Spinelli: "Oldelli", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 16.11.2009, übersetzt aus dem Italienischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/023537/2009-11-16/, konsultiert am 19.03.2024.