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Werdmüller

Zürcher Bürgerfamilie unklarer Herkunft, die seit dem 14. Jahrhundert in Zürich nachgewiesen und deren gesicherter Stammvater der Müller Otto (1462) ist. Im 15. Jahrhundert gehörten die Werdmüller zu den einflussreichsten Handwerkerfamilien der Stadt. Ausgehend von Ottos Urenkeln Otto (->) und Beat (1517-1574) teilte sich die Familie in zwei Hauptlinien. Ottos Nachkommen waren häufig Geistliche oder im Staatsdienst tätig. Der letzte männliche Vertreter dieser Linie, Pfarrer Hans Ulrich, starb 1742.

Beat, Müller in der Werdmühle, begründete die zweite Linie, die sich bereits mit seinen Söhnen in vier Zweige spaltete: David (->) und sein Bruder Heinrich (->) gründeten nach ihrer Ausbildung als Textilhändler 1575 eine Wolltuchfabrikation und verarbeiteten ab 1587 auch Florettseide. Nach 1610 führte jeder der beiden Brüder ein eigenes Geschäft mit den Söhnen weiter. David produzierte im Alten Seidenhof und im Wollenhof, Heinrich im 1606-1607 errichteten Neuen Seidenhof. Die Angehörigen des David'schen Zweigs waren Kaufleute und Seidenindustrielle, zum Beispiel Barbara (->), oder standen wie deren Söhne Hans Georg (->) und Hans Rudolf (->) in militärischem Dienst. Die Nachkommen Heinrichs, so sein Sohn Beat (->), führten das Geschäft im Neuen Seidenhof weiter, bis es 1692 aufgegeben wurde. Sie spezialisierten sich im 18. Jahrhundert zunehmend auf den Textilhandel und waren bis ins 19. Jahrhundert als Kaufleute und Bankiers tätig. Der Begründer des dritten Zweigs, Christoph (1557-1617), erbte die Werdmühle. Seine Nachkommen waren im Müller- und Sägereigewerbe sowie im Holzhandel tätig oder widmeten sich dem Staats- oder Militärdienst wie Conrad (->). Der Kupferstecher Johann Konrad (->) wurde Honorarprofessor am Eidgenössischen Polytechnikum Zürich. Der Müllerzweig war nie so angesehen wie die anderen Zweige. Die Angehörigen des vierten, von Thomas (1562-1614) begründeten Zweigs erwarben dank dem Eisenhandel ein grosses Vermögen. Einzelne Vertreter dieses Zweigs gingen in fremde Dienste, zum Beispiel Hans Felix (->).

Die Werdmüller waren insgesamt bis 1798 stark am Regiment beteiligt: Sie stellten 78 Grossräte, phasenweise zehn bis zwölf gleichzeitig, und 35 Kleinräte – mehr zählten nur die Familien Escher vom Glas und Hirzel – und hatten 36-mal eine Obervogtei inne. Aus der Familie gingen mehrere Landvögte hervor, zum Beispiel Jakob (->), hingegen kein Bürgermeister. Die angesehene Familie besass spätestens ab 1545 einen Schild bei den Schildnern zum Schneggen, wobei sie zu Beginn des 18. Jahrhunderts sogar fünf Schilde gleichzeitig innehatte. 1715 erhielt die Familie das Schloss und die Herrschaft Elgg als Fideikommiss, das von Generalmajor Hans Felix begründet worden war. Ehen gingen die Werdmüller praktisch nur mit Angehörigen der bedeutendsten Stadtzürcher Familien ein.

Quellen und Literatur

  • FamA in StAZ und ZBZ
  • H. Schulthess, Kulturbilder aus Zürichs Vergangenheit 1, 1930
  • L. Weisz, Die Werdmüller, 3 Bde., 1949
  • Kdm ZH 4, 2005, 410-422

Zitiervorschlag

Katja Hürlimann: "Werdmüller", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 11.01.2015. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/023853/2015-01-11/, konsultiert am 05.12.2024.