
24.10.1841 Lenzburg, 18.6.1934 Bern, kath., später christkath., von Sarmenstorf, ab 1869 von Aarau und ab 1874 von Olsberg. Sohn des Augustin (->). 1872 Sophie Elise Clara Schmidlin, Tochter des Gabriel Theodor, Stadtammanns von Aarau und Artillerieobersten. K. studierte Recht in Heidelberg, Zürich und Berlin und machte 1866 das Fürsprecherexamen. 1866-67 war er als Anwalt, 1867-76 als Schreiber am Kriminalgericht, später am Obergericht in Aarau tätig. Er wurde 1876 Sektionschef im Eidg. Stabsbüro in Bern (bis 1890). 1890-1905 wirkte er dann als erster definitiver Generalstabschef. In seiner militär. Laufbahn erreichte K. den Rang eines Oberstdivisionärs. In der Annahme, dass die Nachbarländer im Konfliktfall die Neutralität der Schweiz nicht respektieren würden, liess er ab 1890 die hypothet. Szenarien von Grenzverletzungen durch Frankreich (Dossier von 1896) und Deutschland (Dossier von 1899, revidiert 1902) prüfen. Er verfasste mehrere Schriften, u.a. "Der Dienst der Stäbe" (1889), v.a. aber seine 1906-22 entstandene "Militärgeographie der Schweiz und ihrer Grenzgebiete", bestehend aus 34 als "geheim" eingestuften Manuskriptbänden. In diesem geopolit. Werk befasste er sich mit dem Schweizer Territorium und seinen Grenzen, namentlich mit der Topografie und Hydrografie, der Demografie, dem Strassen- und Schienennetz, der Wirtschaft, den polit. und administrativen Strukturen, der militär. Organisation und den Festungen. Auf dieser Grundlage beschrieb er dann die Operationen und Manöver, die sich auf der Karte auf Grund der Geländeverhältnisse aufdrängten. Sein auf dem Bewegungskrieg basierendes Verteidigungskonzept sah operative Gegenschläge, eine Hauptverteidigungslinie entlang dem Rand des Mittellands und Offensivkämpfe zwischen dieser Verteidigungslinie und der Landesgrenze vor. Er schloss die Möglichkeit einer befestigten Stellung im Mittelland, den Voralpen oder in den Alpen nicht aus und nahm damit das Réduit-Konzept des 2. Weltkriegs vorweg. 1901 wurde K. zum Ehrendoktor der Univ. Basel ernannt.