Eine erste Zeitung mit dem Titel J. erschien 1787 als wissenschaftl. Wochenblatt. Das von einem Ingenieur publizierte Blatt enthielt v.a. Berichte über die Erstbesteigung des Mont-Blanc. Später wurden auch literar. Artikel des Historikers Jean-Pierre Bérenger gedruckt. 1794 ging diese Zeitung ein. 1826 gründeten die fünf liberalen Intellektuellen James Fazy, Salomon Cougnard, Jean-François Chaponnière, John Petit-Senn und Antoine Gaudy-Lefort in Genf die Wochenzeitung J., um ihre Stimme gegen die reaktionäre Regierung der Restauration zu erheben. 1832-50 erschien das Blatt zweimal wöchentlich, ab 1850 als Tageszeitung. Die ersten bekannten Auflagezahlen aus dem Jahr 1840 bescheinigen 1'200 Exemplare. Während des Dt.-Franz. Kriegs 1870-71 erlebte das J. unter Direktor Jacques Adert und unter Marc Debrit einen Aufschwung. Die Leserschaft vergrösserte sich unter dem Chefredaktor Albert Bonnard und dem Redaktor Paul Seippel erneut während des 1. Weltkriegs. Später wirkten William Martin und René Payot, Olivier Reverdin, Bernard Béguin und Georges Anex. Das J. entwickelte sich zu einer der führenden Zeitungen für Politik, Finanzen und Wirtschaft in der Westschweiz. Mit dem Bund "Samedi littéraire" schuf Walter Weideli in den 1960er Jahren eine gewichtige literar. Beilage. 1972 begann die redaktionelle Zusammenarbeit mit der finanziell in Schwierigkeiten geratenen Gazette de Lausanne, die 1991 definitiv übernommen und nur noch im Untertitel des J. erwähnt wurde. Betriebsverluste führten Ende Febr. 1998 dazu, dass das J. bei einer Auflage von 32'000 Exemplaren eingestellt wurde. Nachdem der Lausanner Verlag Edipresse den ebenfalls defizitären «Nouveau Quotidien» im Sinne einer Fusion der beiden Qualitätszeitungen zur gleichen Zeit eingestellt hatte, erschien im März 1998 die neue Tageszeitung Le «Temps».
Quellen und Literatur
- Centenaire du J., 1929 (Nachdr. 1998)
- Blaser, Bibl., 535-536
- Dictionnaire des journaux, 1600-1789, hg. von J. Sgard, 1991, 579-582
- D. Flaux, Journal d'une fusion, 1998
- A. Maurice et al., Une exécution sommaire, 1998
- Un journal témoin de son temps, hg. von J. de Senarclens, 1999
- P. Engel, Le livre blanc d'un noir dessein, 2000