Industriellenfamilie aus Schönenwerd. Als «Gründer der Schönenwerder Industrie» gilt Franz Ulrich (1748-1810), der 1778, aus dem Vorarlberg kommend, in der Aarauer Seidenbandindustrie Arbeit fand. Er erwarb das Bürgerrecht von Rohr (SO), heiratete eine Schönenwerderin und eröffnete ein Merceriewaren-Handelsgeschäft. Sein älterer Sohn Peter (->) übernahm das väterliche Geschäft samt demjenigen seines Lehrmeisters Johann Rudolf Meyer in Aarau. Bis in die Krisenzeit der 1840er Jahre beschäftigte er von Schönenwerd aus ca. 450 Heimarbeiter und -arbeiterinnen der Region in der Band- und (ab 1841) Hosenträgerfabrikation. Auf die Gründung des Deutschen Zollvereins reagierte Peter 1836 mit der Eröffnung einer Zweigniederlassung in Säckingen (D). Seine Söhne teilten das Geschäft 1849 unter sich auf: Peter und Alexander übernahmen die Bandweberei in Schönenwerd, Jean und Theodor diejenige in Säckingen, Carl Franz (->) und Fritz die Elastikweberei und Hosenträgerfabrik. Carl Franz baute ab 1851 die Elastikweberei und insbesondere die von ihm gegründete Schuhfabrikation innert weniger Jahrzehnte zum Grossbetrieb aus. Unter der Leitung seiner Söhne Eduard (->) und Arthur (->) wurde die Firma Bally zum grössten Unternehmen Europas in der Schuhbranche auf dem europäischen Kontinent.
Nach dem Durchbruch des Freisinns 1830 engagierten sich die Bally in der kommunalen, kantonalen und eidgenössischen Politik, aber auch in kirchlichen und sozialen Belangen. Bis in die Zeit des Zweiten Weltkriegs sassen die Bally-Herren in den eidgenössischen und solothurnischen Parlamenten und kontrollierten durch ihre Angestellten auch die kommunalen Behörden im Umkreis von Schönenwerd. Zur Bindung der Stammarbeiterschaft an das Unternehmen bauten sie ein System innerbetrieblicher Sozialfürsorge auf, das weitherum als vorbildlich galt. Andererseits aber wurde die Bildung von Gewerkschaften unter der Arbeiterschaft mit allen Mitteln bekämpft. Wegen der Verschärfung der sozialpolitischen Auseinandersetzung organisierte Eduard die Schuhfabrikanten 1887 im Verband schweizerischer Schuhindustrieller. Demgegenüber trat sein Bruder Arthur unter anderem als Förderer des kantonalen Lungensanatoriums Allerheiligenberg hervor.
In den Händen der durch Iwan (->), Ernst und Max repräsentierten fünften Generation erreichte das Schuhimperium der Bally seine grösste Ausdehnung. In der folgenden «Ära der Schwiegersöhne» setzte Ende der 1960er Jahre der Niedergang der Firma ein, die 1977 ihre Selbstständigkeit an den Financier Werner K. Rey und später an den Oerlikon-Bührle-Konzern verlor. 1999 erfolgte schliesslich der Verkauf an die texanische Beteiligungsgesellschaft Texas Pacific Group.
Zeugnisse des Familienbewusstseins sind das Tagebuch von Carl Franz und die «Geschichte der C.F. Bally AG» von Eduard, ausserdem in Schönenwerd das Mineralogische Museum Bally-Prior und das Schuhmuseum in der Villa Felsgarten, der Bally-Park, das Denkmal des Firmengründers neben der Stiftskirche und die Familiengräber auf dem Friedhof.