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Calandrini

Führende Genfer Fam., im 16. Jh. aus Lucca (Toskana) zugewandert. Die aus Luni stammenden C. hatten sich zunächst in Sarzana niedergelassen, bevor sie 1466 Bürger von Lucca wurden. Erster bekannter Vertreter ist Buongiovanni, der im 13. Jh. lebte. Sein Sohn Calandrino gab dem Geschlecht den Namen. Von dieser Zeit an besetzten die C. wichtige Ämter in der Stadtgemeinde, gingen Heiratsverbindungen mit dem Adel ein (z.B. den Burlamaqui, Balbani) und erwarben im Handel und Kreditgeschäft ein grosses Vermögen. Im 16. Jh. unterhielten sie Geschäftsbeziehungen zu allen wichtigen Handelsplätzen Europas. Als Anhänger der Reformation verliessen sie Lucca um 1567-68, liessen sich in Frankreich, in Antwerpen, Amsterdam, Nürnberg, London und Genf nieder, wo sie neue Linien begründeten. Der Erste des Genfer Zweiges war Jean Louis (1585-1656), Schwiegersohn und Geschäftspartner von Francesco Turrettini (1547-1628), Gründer der Seidenmanufaktur La Grande Boutique, Bankier und Schatzmeister der Republik, 1634 Genfer Bürger, Mitglied des Rats der Zweihundert und des Rats der Sechzig. Seine Nachkommen verbanden sich mit den bedeutenden Genfer Geschlechtern und mit Familien franz. Glaubensflüchtlinge. Zu Beginn des 18. Jh. gehörten die C. zu den ca. 100 politisch massgebl. Familien. Von ihren engeren Verwandten sassen 43 in den Räten, davon acht im Kl. Rat. 1738 fiel den C. mit François (1677-1750) das Amt des Syndic zu, welches bis zum Erlöschen mit André-Richard (1762-1826) in der Fam. blieb. In geschäftl. Hinsicht gingen die C. im 17. Jh. nach dem Zerfall der Seidenindustrie zur Golddrahtzieherei über, um sich schliesslich in Lyon, Paris, London, Amsterdam und Genf auf den Grosshandel und das Bankwesen zu konzentrieren. Wissenschaftl. Verdienste erwarben sich u.a. Bénédict (->) und Jean-Louis (->).

Quellen und Literatur

  • AEG, Nachlass
  • V. Burlamacchi, Libro di ricordi degnissimi delle nostre famiglie, hg. von S. Adorni-Braccesi, 1993
  • DBI 16, 444-463
  • I Lucchesi a Ginevra da Giovanni Diodati a Jean Alphonse Turrettini, 1996

Zitiervorschlag

Micheline Tripet: "Calandrini", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 25.03.2003, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/025485/2003-03-25/, konsultiert am 10.12.2024.