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Diodati

Stich von François Diodati, veröffentlicht 1670 in Vincent Minutolis Werk L'embrasement du pont du Rhône à Genève (Bibliothèque de Genève).
Stich von François Diodati, veröffentlicht 1670 in Vincent Minutolis Werk L'embrasement du pont du Rhône à Genève (Bibliothèque de Genève).

Genfer Notabelnfam., die im 16. Jh. aus Lucca (Toskana) einwanderte. Die D. gehen auf Deodato zurück, der Ende des 12. Jh. in Coreglia in der Toscana lebte. Vom ausgehenden 13. Jh. an übten Mitglieder der Fam. den Beruf des Arztes und Chirurgen aus, zuerst in Coreglia, dann in Lucca. Im 15. Jh. stiegen sie durch Einheirat in den einflussreichen Kreis der Händler und Bankiers auf und bekleideten kommunale Ämter. 1532 besassen Nicolao, Girolamo und Michele zusammen das zweitgrösste Vermögen in Lucca. Als Anhänger der Reformation emigrierte Micheles Sohn Carlo (1541-1625) im Jahr 1567 nach Genf, wo er 1572 das Bürgerrecht erhielt; der Überlieferung nach soll er vom Papst getauft worden sein und Ks. Karl V. zum Taufpaten gehabt haben. Mit seinem Cousin Pompeo (->) und anderen Luccheser Flüchtlingen betätigte er sich in Genf in Produktion und Handel von Seide und Wolle. Daneben leistete er der Obrigkeit bedeutende finanzielle Dienste. Sein Sohn Jean (->) war der Stammvater einer Familie von Pfarrern, die bis Edouard (->) ihr Amt in den Niederlanden und in Genf ausübten. Vom Ende des 16. Jh. an gehörten mehrere Mitglieder der D. dem Rat der Zweihundert der Stadt Genf an, doch nur Déodat (1579-1642), der Sohn Pompeos, sass im Kl. Rat. Déodats Bruder Elie (->) vertrat mehrfach die Interessen der Stadt Genf am franz. Hof; Alexandre (->), der dritte der Brüder, übte wie seine Vorfahren den Arztberuf aus. Der Sohn des Letzteren, François (1647-90), hinterliess Zeichnungen und Stiche vom Genf des 17. Jh. Im 19. Jh. waren drei Brüder Offiziere im eidg. Generalstab: Théodore (1816-78), Charles-Aloys (1826-96) und Gabriel (->), der letzte D. in Genf. Ein weiterer Gabriel hatte 1710 ein Landgut in Cologny erworben, wo er einen neuen Herrensitz erbauen liess, die Villa Diodati.

Quellen und Literatur

  • BPUG, Nachlass
  • V. Burlamacchi, Libro di ricordi degnissimi delle nostre famiglie, hg. von S. Adorni-Braccesi, 1993
  • Galiffe, Notices généal.
  • Schweiz. Geschlechterbuch 2, 133-136; 6, 149 f.
  • M. Fulvio, «Una famiglia lucchese», in Actum Luce, Nr. 1-2, 1983, 7-31
  • DBI 40, 171-174

Zitiervorschlag

Micheline Tripet: "Diodati", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 23.06.2004, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/025501/2004-06-23/, konsultiert am 09.12.2024.