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Heinrich LudwigLehmann

26.3.1754 Detershagen bei Magdeburg, 2.4.1828 Magdeburg. Heinrich Ludwig Lehmann kam 1773 als Hauslehrer zur Familie Jecklin nach Rodels. Er übersetzte lateinische Manuskripte zur Bündner Geschichte ins Deutsche und veröffentlichte topografische und historische Aufsätze in Schweizer Zeitschriften. Lehmann gehörte der Gesellschaft landwirtschaftlicher Freunde in Bünden an. Nachdem er 1782 vom Hexenprozess und der Hinrichtung Anna Göldis erfahren hatte, bemühte er sich in Glarus im Herbst desselben Jahres um die Prozessakten. Weil er Verständnis für die Glarner Obrigkeit vortäuschte, händigte der Landschreiber Johann Melchior Kubli ihm diese grösstenteils aus. Lehmann publizierte 1783 in zwei Heften fingierte Briefe und Quellenstücke, in denen er sich über die Glarner Obrigkeit lustig machte und dem letzten Hexenprozess in Westeuropa über die Grenzen der Eidgenossenschaft hinaus zu Bekanntheit verhalf. Um 1789 wirkte er als Schulmeister in Büren an der Aare. Seine anonym erschienenen Briefe alter Berner-Helden aus dem Reiche der Todten [...] stiessen wegen ihres übertriebenen rhetorischen Patriotismus auf Ablehnung. Zurück in seiner deutschen Heimat, veröffentlichte Lehmann Ende der 1790er Jahre mehrere Schriften zur Landschaft und Politik verschiedener eidgenössischer Orte und angrenzender Gebiete.

Quellen und Literatur

  • Lehmann, Heinrich Ludwig: Freundschaftliche und vertrauliche Briefe, den so genannten sehr berüchtigten Hexenhandel zu Glarus betreffend, 2 Hefte, 1783.
  • Lehmann, Heinrich Ludwig: Briefe alter Berner-Helden aus dem Reiche der Todten an die heutigen Burger von Bern und ihre lieben und getreuen Angehörigen, 1791.
  • Lehmann, Heinrich Ludwig: Die Landschaft Veltlin nach ihrer bisherigen politischen und geographischen Lage und Verfassung dargestellt, 1797.
  • Lehmann, Heinrich Ludwig: Die Republik Graubünden historisch-geographisch-statistisch dargestellt, 2 Bde., 1797-1799.
  • Lehmann, Heinrich Ludwig: Die Grafschaften Chiavenna und Bormio nach ihrer bisherigen politischen und geographischen Lage und Verfassung dargestellt, 1798.
  • Lehmann, Heinrich Ludwig: Das Bisthum Basel, der Zankapfel zwischen Frankreich und der Schweitz. Ein politisches historisches statistisches geographisches Gemählde als Anhang zu dem Buche: Ueber die Schweitz und die Schweitzer, 1798.
  • Lehmann, Heinrich Ludwig: Die sich freywähnenden Schweizer. Ein richtiger Beytrag zur Beurtheilung der von der grossen Nation verübten Gewaltthätigkeiten, 2 Bde., 1799.
  • Wessendorf, Ernst: Geschichtsschreibung für Volk und Schulen in der alten Eidgenossenschaft. Ein Beitrag zur Geschichte der schweizerischen Historiographie im 18. Jahrhundert, 1962, S. 179-180.
  • Margadant, Silvio: Land und Leute Graubündens im Spiegel der Reiseliteratur 1492-1800. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte und Volkskunde Graubündens, 1978, S. 26-27.
  • Strehlau, Helmut (Hg.): Deutsches Geschlechterbuch, Bd. 188, 1982, S. 273-326.
  • Marti, Hanspeter: «Zum Fall Anna Göldi. Versuch einer ideologiehistorischen Rekonstruktion», in: Jahrbuch des Historischen Vereins des Kantons Glarus, 99, 2019, S. 82-131, v.a. 113-125.
  • Utz Tremp, Kathrin: «Anna Göldi, letzte Hexe. Die Akten des Prozesses (1781-1782)», in: Jahrbuch des Historischen Vereins des Kantons Glarus, 99, 2019, S. 39-81, v.a. 61-77.
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Zitiervorschlag

Karin Marti-Weissenbach: "Lehmann, Heinrich Ludwig", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 04.04.2022. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/026036/2022-04-04/, konsultiert am 07.12.2024.