Der Begriff Antifaschismus wird hier im engeren Sinne aufgefasst, d.h. als Kampf gegen den Faschismus. Ausgeklammert sind somit einerseits die Gegnerschaft gegen den Nationalsozialismus, zum anderen der erweiterte Antifaschismus-Begriff in den kommunistischen Staaten nach 1945 sowie der Kampfbegriff Antifaschismus (gegen den Kapitalismus und Imperialismus bzw. Kolonialismus) der neuen Linken ab den 1960er Jahren. Ebenfalls unberücksichtigt bleibt der schweizerische Antifaschismus, der sich in der italienischen Schweiz vor allem gegen den Irredentismus richtete.
Der Antifaschismus in der Schweiz muss im Zusammenhang mit den Beziehungen zum faschistischen Italien gesehen werden, aber auch mit der Anwesenheit einer grossen italienischen Kolonie in der Schweiz (1920 ca. 135'000 Personen), die Rom in seine Auslandsorganisation einzubinden suchte (Der erste fascio in der Schweiz wurde im Mai 1921 in Lugano gegründet). Ein Teil der italienischen Immigranten war gegen das neue Regime und suchte Unterstützung bei bereits bestehenden Organisationen, zum Beispiel den Sozialisten, die in Zürich seit der Jahrhundertwende die Zeitschrift «L'Avvenire del Lavoratore» herausgaben. Nach dem «Marsch auf Rom» im Oktober 1922 und dem faschistischen Staatsschutzgesetz vom November 1926 flüchteten viele politische Gegner, die sogenannten fuorusciti, in die Schweiz. Nur wenige blieben für längere Zeit, da Paris eine grosse Anziehungskraft ausübte: 1927 war dort die Concentration antifasciste gegründet worden, eine Gruppierung, welche die antifaschistischen Parteien und Gewerkschaften, mit Ausnahme der Kommunisten, zusammenfasste. Zudem war die schweizerische Asylpolitik gegenüber den fuorusciti nicht besonders grosszügig. Im Dezember 1926 hielt Giuseppe Motta, Vorsteher des Politischen Departements (heute EDA), fest, die Flüchtlinge müssten sich jeder politischen Aktivität enthalten; zudem sei es wünschenswert, dass sie sich nicht in einem an Italien angrenzenden Kanton niederlassen und das Land bald verlassen würden. Die italienische Polizei überwachte die Flüchtlinge in der Schweiz sehr genau und verwendete dazu manchmal Informanten, die in die antifaschistischen Organisationen eingeschleust wurden. Die Bundesbehörden verweigerten jedoch eine Zusammenarbeit mit der italienischen Polizei. Hingegen unterstellten sie die fuorusciti einer strengen Überwachung, um die Beziehungen zu Italien, denen Motta grosse Bedeutung zumass, nicht zu gefährden.
Die italienischen Flüchtlinge und die antifaschistische Bewegung konnten bei der schweizerischen Linken auf Unterstützung zählen, etwa beim Sozialisten Guglielmo Canevascini, der 1922 Mitglied der Tessiner Regierung wurde. Die von ihm 1913 gegründete «Libera Stampa» war die erste antifaschistische Tageszeitung in italienischer Sprache, die in Europa erschien; 1923 wurde sie in Italien verboten. 1925 wurde der Flüchtling Angelo Tonello, ehemaliger sozialistischer Abgeordneter, vom Bundesrat scharf verwarnt, da man ihn für den Autor der antifaschistischen Artikel der Zeitung hielt. Er wurde durch einen anderen fuoruscito ersetzt, den Republikaner Randolfo Pacciardi. Dieser arbeitete nicht nur für die «Libera Stampa», sondern entfaltete eine rege antifaschistische Tätigkeit, vor allem in Verbindung mit der 1929 in Frankreich gegründeten Gruppe Giustizia e Libertà. Giovanni Bassanesis legendärer Propagandaflug über Mailand im Juli 1930 wurde von Alberto Tarchiani und Carlo Rosselli organisiert, zwei führenden Köpfen der Giustizia e Libertà, und vom Tessin aus mit diskreter Hilfe von Canevascini durchgeführt. Die Landesverweisung von Bassanesi, Tarchiani und Rosselli, die der Bundesrat nach deren Prozess angeordnet hatte, führte im Nationalrat zu einer Debatte. Der Antrag des Sozialisten Robert Grimm, die Verweisung aufzuheben, fand aber keine Mehrheit. Eine Haltung strikter Neutralität vertretend, erklärte Bundesrat Heinrich Häberlin dazu: «Wir sind weder Faschisten noch Antifaschisten, wir sind Schweizer.» Tessiner Sozialisten kamen den fuorusciti auch zu Hilfe, indem sie ihnen schweizerische Pässe zur Verfügung stellten. Als diese jedoch in Italien bei Verhaftungen von Aktivisten wie (des späteren italienischen Staatspräsidenten) Sandro Pertini zum Vorschein kamen, reagierte Rom sehr ungehalten.
Ein wichtiges Streitobjekt zwischen Antifaschisten und den Vertretern des offiziellen Italien stellten die italienischen Schulen in der Schweiz dar. In Genf entkamen sie dank dem Republikaner Giuseppe Chiostergi der faschistischen Kontrolle. In Zürich wurde 1931 die Scuola libera italiana gegründet, die unter der Leitung des Republikaners Fernando Schiavetti stand und auf die Unterstützung der alten Immigrantenkreise zählen konnte. 1933 weihten die Genfer Antifaschisten in Saint-Cergues les Voirons (F) das Ferienheim Colonie estive italiane ein, das dank der freiwilligen Arbeit Hunderter von Genfer Arbeitern hatte gebaut werden können ― eine einmalige Leistung innerhalb des italienischen Antifaschismus im Ausland.
Die Kommunisten fanden unter den schon früher aus ökonomischen Gründen eingewanderten Italienern nur wenig Sympathie. Nach 1926 kamen gut hundert Aktivisten heimlich über die Landesgrenze und wurden vor allem in den industrialisierten Gebieten der Deutschschweiz aktiv. Das Organ der Tessiner Kommunisten, «Falce & Martello» (1925-1936), wurde von Italienern wie zum Beispiel Romano Cocchi herausgegeben, der 1933 entdeckt und ausgewiesen wurde. Zwischen 1927 und 1929 hatte sich die Führung der italienischen KP heimlich in der Schweiz eingerichtet, zuerst in der Nähe von Lugano, später in Basel. 1929 wurden die Verantwortlichen, unter ihnen Palmiro Togliatti, von der Polizei ausgeschafft. Der Kommunist Ignazio Silone reiste 1930 heimlich in die Schweiz ein und wurde im folgenden Jahr aus der italienischen KP ausgeschlossen. Er hielt sich bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs in Zürich auf und veröffentlichte seine Romane im Europa Verlag des Sozialisten Emil Oprecht.
Nach 1933, als die Regierung Mussolini international an Prestige gewann, verlor der italienische Antifaschismus an Schwung. 1934 wurde die Concentration antifasciste in Paris aufgelöst. In der Schweiz wurde die antifaschistische Bewegung 1935 wieder stärker, als Italien gegen das Völkerbundsmitglied Äthiopien Krieg führte, namentlich in Genf unter der mehrheitlich sozialistischen Regierung von Léon Nicole. Der hauptsächliche Redaktor des in Genf publizierten «Journal des Nations», Carlo Emanuele A Prato, wurde 1937 wegen seiner gegen das faschistische Italien gerichteten Artikel von Bern des Landes verwiesen. Die vom Völkerbund verhängten Sanktionen gegen Italien wurden von der italienischen Regierung dazu benützt, sich als Opfer einer internationalen Verschwörung darzustellen, was wiederum viele italienische Emigranten in ihrem Patriotismus bestärkte und dem Faschismus neue Anhänger bescherte. Die strikte Neutralitätspolitik der Schweiz nach dem Ausbruch des spanischen Bürgerkriegs im Juli 1936 – Italien unterstützte Franco – konnte nicht verhindern, dass zahlreiche Schweizer (ca. 800) nach Spanien fuhren, um in den internationalen Brigaden mitzukämpfen. Randolfo Pacciardi, den Bern bereits 1933 ausgewiesen hatte, wurde in Spanien zum Kommandanten des «Bataillon Garibaldi», in dem auch einige Dutzend Tessiner Freiwillige mitkämpften.
Nach dem Sturz Mussolinis und dem Waffenstillstand vom 8. September 1943 zwischen Pietro Badoglio und den Alliierten flüchteten etwa 20'000 italienische Soldaten in die Schweiz. Ihnen folgten Tausende von Zivilpersonen, die entweder aus politischen Gründen oder aus Angst vor rassistischen Verfolgungen vor der deutschen Besatzung flüchteten. Gesamthaft beherbergte die Schweiz bei Kriegsende ca. 45'000 italienische Flüchtlinge. Die Westschweizer Universitäten organisierten mit Hilfe der schweizerischen Behörden Universitätslager für die jungen italienischen Soldaten. Der Kampf der Partisanen begann in Italien erst jetzt: Im November 1943 knüpften Partisanenführer in Lugano erste Kontakte mit Vertretern der Alliierten in der Schweiz. Im September 1944 befreiten italienische Partisanen das Val d'Ossola und riefen eine autonome Republik aus. Im Oktober nahmen deutsche Truppen und die Faschisten der Republik von Salò das Tal wieder ein und zwangen Tausende von Partisanen und Zivilpersonen zur Flucht ins Tessin und ins Wallis. Bereits im November 1943 hatten Vertreter aller politischen Gruppierungen der antifaschistischen Emigration in Olten die noch heute bestehenden Colonie libere italiane gegründet, dies in der Absicht, die Italiener in der Schweiz von nun an nach demokratischen und überparteilichen Grundsätzen zu organisieren.