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Weier

Weier: Situationskarte 2020 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2020 HLS.
Weier: Situationskarte 2020 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2020 HLS.

Moorsiedlung der Jungsteinzeit, in einer flachen Talmulde südlich von Thayngen SH gelegen, seit 2011 Unesco-Welterbe, entdeckt anlässlich der ersten Melioration 1914. Teilausgrabungen fanden unter Karl Albert Sulzberger 1914-1921 sowie unter Walter Ulrich Guyan 1950-1963 statt. Die Siedlung lag einst auf einer Landzunge zwischen zwei kleineren, heute verlandeten Seen (Ufersiedlungen). Nachgewiesen sind bis jetzt drei Siedlungsschichten (Weier I-III), die durch schmale Torfbänder und im Wasser abgelagerte Schichten (Gyttja) voneinander getrennt sind. Aus Trockeneisbohrungen ergab sich ein Siedlungsumfang von etwa 4500 m2. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist das Gelände von Austrocknung bedroht. Die Zahl der nachgewiesenen Häuser variiert je nach Schicht zwischen vier und neun, ebenso die Bauweise (Pfosten-, Ständer- und Stelzbauten). Einzelne neben den Wohnhäusern liegende Bauten wurden als Ställe und Speicher gedeutet. Stets belegt ist ein Zaun, in Schicht III auch Bohlenwege. Bei den Ausgrabungen in den 1960er Jahren wurde erstmals für die Schweiz die Dendrochronologie angewandt, deren Daten allerdings später zu korrigieren waren. Die datierten Bauhölzer lassen die Siedlungsreste in die Zeit zwischen 3800 und 3600 v.Chr. einordnen und gehören zur Pfyner Kultur. Die Keramik, unter anderem Backteller und Tulpenbecher, zeigt Einflüsse der süddeutschen Michelsberger Kultur. Zu den weiteren Funden zählen gut erhaltene Holzobjekte, etwa ein kompletter Bogen und Pfeil mit Silexspitze, eine Kupferbeilklinge, Gürtelhaken aus Geweih, zwei gestielte Pfeilspitzen aus oberitalienischem Monti-Lessini-Feuerstein sowie aus Lehm modellierte Frauenbrüste, die wohl als Wandbestandteile eines Kultgebäudes zu deuten sind.

Pfahlbaugrabung. Schweizer Filmwochenschau, Ausgabe Nr. 737 vom 21. September 1956 (Schweizerisches Bundesarchiv, J2.143#1996/386#737-1#1*) © Cinémathèque suisse, Lausanne und Schweizerisches Bundesarchiv, Bern.
Pfahlbaugrabung. Schweizer Filmwochenschau, Ausgabe Nr. 737 vom 21. September 1956 (Schweizerisches Bundesarchiv, J2.143#1996/386#737-1#1*) © Cinémathèque suisse, Lausanne und Schweizerisches Bundesarchiv, Bern. […]

Quellen und Literatur

Zitiervorschlag

Markus Höneisen: "Weier", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 11.01.2021. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/034427/2021-01-11/, konsultiert am 08.11.2024.