Zum Hauptverbreitungsgebiet der E. in Europa gehören der Balkan und die Mittelmeerländer. Nördlich der Alpen erlangte die Eselzucht nie eine grössere Bedeutung. Erst mit den Römern gelangte der E. nach Mitteleuropa und in die Schweiz. Archäolog. Untersuchungen in Solothurn-Vigier (2./3. Jh. n.Chr.) und im Amphitheater von Augusta Raurica (3. Jh. n.Chr.) lieferten vereinzelte Knochenfunde. Die spärl. Eselfunde in der röm. Schweiz lassen vermuten, dass hier keine Maultierzucht (Maultier) betrieben wurde. Im MA wurden E. in beschränktem Umfang im Transportwesen eingesetzt (Säumerei). Im Gegensatz zum Pferd erfuhr der E. eine sozial niedrige Zuweisung. Beim merowing. Chronisten Gregor von Tours beispielsweise verkörperte der E. die Demut und bot sich so als Reittier für den Geistlichen an. Eine Abbildung in der Manessischen Handschrift zeigt ihn als Tragtier eines Händlers. Auf den Einsatz von E.n und Maultieren weisen Funde kleiner Hufeisen hin (Burg Scheidegg [Gem. Gelterkinden], Alt-Wartburg, Frohburg). Nachweise durch Knochenfunde sind selten (Barfüsserkirche Basel, evtl. Burg Heitnau). Da Pferd, Maultier und E. anhand des Skeletts nur schwierig voneinander zu unterscheiden sind, blieben vermutlich einige dem E. zuzuordnende Knochenfragmente unerkannt. Keine seltene Erscheinung waren E. in den Städten, wo sie als Lasttiere dienten. Im frühen 19. Jh. verkauften die Müller in Lausanne Milch von Eselstuten an unfruchtbare Frauen und Wöchnerinnen. Die Eidg. Viehzählungen wiesen 1876 einen Bestand von 2'113 E.n., 1956 359 Stück und 1996 von 2'095 Tieren auf. 1996 war der E. insbesondere in den Kt. Bern (528) und Tessin (215) beheimatet, während er z.B. in der Landwirtschaft der Zentralschweiz eher selten anzutreffen war. E. werden gerne als Haustiere gehalten und erfüllen vielfältige Aufgaben im Freizeitbereich.
Detail aus einem Gemälde mit der Geburt Christi und der Anbetung der Drei Könige, um 1435. Öl auf Holz eines unbekannten Künstlers (Kirche von Valeria, Sitten, MV12982_79) © Walliser Kantonsmuseen, Sitten; Fotografie Michel Martinez & Bernard Dubuis.
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Quellen und Literatur
- J. Ewald, J. Tauber, Die Burgruine Scheidegg bei Gelterkinden, 1975, 82
- J. Schibler, B. Stopp, «Osteoarchäolog. Auswertung der hochma. Tierknochen aus der Barfüsserkirche in Basel», in Basel, Barfüsserkirche, Grabungen 1975-1977, hg. von D. Rippmann et al., 1987, 331
- N. Benecke, Der Mensch und seine Haustiere, 1994
Weblinks