Das Panorama ist eine räumliche Darstellung, die auf die Entwicklung der Perspektive, der projektiven Geometrie und der Szenografie im 15. Jahrhundert zurückgeht und in verschiedenen Formen vorkommt. Das Panorama eröffnet von einem bestimmten Standpunkt aus ein 360° umfassendes Blickfeld, wobei die Projektion entweder vertikal oder horizontal erfolgt; im zweitgenannten Fall befindet sich der Betrachter in der Mitte einer Rotunde.
Panoramamaler der Schweiz wie Jacques-Barthélemy Micheli du Crest (1755 Alpen), Marc-Théodore Bourrit und Horace Bénédict de Saussure (1776 Mont Buet), Hans Conrad Escher von der Linth (1792 Höhronen), Heinrich Keller (1804 Rigi) oder Albert Heim (1868 Gotthard-Panorama) wurden mit ihren Rundansichten oder Panoramastreifen in den Erdwissenschaften berühmt. Das Panorama wurde 1787 vom schottischen Maler Robert Barker als illusionistische Inszenierung mit von oben beleuchteten zylindrischen Grossbildflächen erfunden. Rasch wurden die Ansichten zu einem beliebten Volksvergnügen. Räumliche Darstellungen, Synthesen von Kunst und Wissenschaft, benutzte man bei der Anfertigung von Stadtbildern – oft zu touristischen Zwecken, etwa beim Thuner Panorama von Marquard Wocher (1814) –, auf dem Gebiet der (alpinen) Geomorphologie, aber auch bei der Nachstellung grosser historischer oder sonstiger erbaulicher Ereignisse. Dazu gehören die «Schlacht von Murten» von Louis Braun (1880, Historisches Museum Bern), das Bourbaki-Panorama von Edouard Castres, das den Übertritt der Bourbaki-Armee in Les Verrières darstellt (1881, Luzern) oder «Die Kreuzigung Christi» von Karl Hubert Frosch, Joseph Krieger und William Leigh (1893, Einsiedeln; 1960 nach einem Brand wiederhergestellt). Ende des 19. Jahrhunderts taten sich einige Schweizer Maler zusammen, um das Genre der alpinen Landschaftsmalerei an die Darstellungsform des Panoramas anzupassen. Sie suchten mit ihren Bildern den Zugang zu einem breiten Publikum und internationalen Märkten, oder sie strebten in patriotischer Absicht die Teilnahme an Landes- oder Weltausstellungen an. So wurde an den Weltausstellungen in Chicago 1893 und Antwerpen 1894 sowie an der Landesausstellung 1896 in Genf das Alpen-Panorama von Eugène Burnand, Auguste Baud-Bovy und Francis Furet gezeigt. Das Engadin-Panorama von Giovanni Segantini, Giovanni Giacometti und Cuno Amiet, das die Künstler für die Weltausstellung von Paris 1900 anfertigten, blieb unvollendet. Die Restaurierung des Bourbaki-Panoramas 2003 und jene des Panoramas der Schlacht von Murten anlässlich der Expo.02 unterstreichen den kulturellen Wert dieser Form von künstlerischer Darstellung.
Dem besonders während der Aufklärung und später im Zeitalter des Positivismus bestehenden intellektuellen Bedürfnis, jede Erscheinung systematisch in den Gesamtzusammenhang der Natur einzuordnen, kam das Panorama entgegen. Zwar ging die Ära der in monumentalen Rundbauten gezeigten Panoramen um den Ersten Weltkrieg herum zu Ende, aber die Panorama-Fotografie zu dokumentarischen und wissenschaftlichen Zwecken ist seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein aktives Forschungs- und Entwicklungsgebiet. Mit dem Aufkommen der entsprechenden Computerprogramme und der Digitalfotografie hat auch das breite Publikum zu Beginn des 21. Jahrhunderts die Möglichkeit, ein Panoramabild zu produzieren, das 360° des Horizonts abbildet. Auf dem Gebiet der Kartografie gestatten es die vom Bundesamt für Landestopografie 2004 vorgestellten digitalen Geländemodelle den Benutzern, auf dem Bildschirm von einem beliebigen Ort aus Rundbilder zu generieren und zu betrachten.