10.4.1963 Merenschwand, katholisch, von Merenschwand, nach der Heirat auch von Sarnen. Rechtsanwältin, Aargauer Nationalrätin und christlichdemokratische Bundesrätin.
Doris Leuthard ist das älteste von vier Kindern des Leonz Leuthard, Gemeindeschreibers, Amtsvormunds und Aargauer Grossrats der Konservativ-Christlichsozialen bzw. der Christlichdemokratischen Volkspartei, und der Ruth geborene Köchli, Wirtin und Hausfrau. Leuthard besuchte die Primarschule in Merenschwand, die Bezirksschule in Muri (AG) und die Kantonsschule in Wohlen (AG). Sie studierte Rechtswissenschaften an der Universität Zürich mit Studien- und Sprachaufenthalten in Paris und Calgary. 1989 erlangte sie ihr Lizenziat und absolvierte danach zwei Praktika beim Bezirksgericht Bremgarten sowie bei einer Anwaltskanzlei. Leuthard erwarb 1991 das aargauische Fürsprecherpatent und arbeitete anschliessend als Rechtsanwältin in Wohlen und Muri; bis 2006 war sie Partnerin der Anwaltskanzlei Fricker + Leuthard. Am 31. Dezember 1999 heiratete Doris Leuthard den Chemiker Roland Hausin. Das Paar hat keine Kinder.
Leuthard begann ihre politische Laufbahn 1993 als Schulrätin des Bezirks Muri (bis 2000). 1997 holte sie für die Christlichdemokratische Volkspartei (CVP) einen Sitz im Grossen Rat des Kantons Aargau, wo sie Mitglied in der Fachkommission Gleichstellung von Frau und Mann sowie der Justizkommission war. 1999 kandidierte sie gleichzeitig für beide Kammern der Bundesversammlung; in der Ständeratswahl unterlag sie Maximilian Reimann (Schweizerische Volkspartei, SVP) und Thomas Pfisterer (Freisinnig-Demokratische Partei, FDP), während ihr die Wahl in den Nationalrat spielend gelang. Leuthard sass von 1999 bis 2006 im Nationalrat und gehörte der Gerichts-, der Rechts- und der Staatspolitischen Kommission sowie jener für Wirtschaft und Abgaben an. In dieser Zeit war sie ausserdem Vorsitzende der Fastenopfer-Stiftung, Präsidentin der Aargauischen Volkshochschulen und hatte Verwaltungsratsmandate der Neuen Aargauer Bank und der Elektrizitätsgesellschaft Laufenburg inne. Parteiintern wirkte Leuthard 2000-2004 als Vizepräsidentin der CVP Aargau sowie 2001-2004 auch der CVP Schweiz, bevor sie 2004 zur Parteipräsidentin gewählt wurde.
Nach dem Rücktritt von Bundesrat Joseph Deiss 2006 stellte die CVP Doris Leuthard als alleinige Kandidatin für die Ersatzwahl auf. Da der einzige CVP-Sitz unbestritten und die Westschweiz bereits mit zwei Mitgliedern vertreten war, unterstützten alle Fraktionen ausser derjenigen der Grünen die Deutschschweizer Frauenkandidatur. Leuthard wurde am 14. Juni 2006 im ersten Wahlgang mit 133 Stimmen bei einem absoluten Mehr von 118 Stimmen in den Bundesrat gewählt. Weitere Stimmen erhielten die Tessiner Nationalrätin Chiara Simoneschi-Cortesi (29), die St. Galler Nationalrätin Lucrezia Meier-Schatz (28) und der Innerrhoder Ständerat Carlo Schmid (11), alle von der CVP. Leuthard stand 2006-2010 dem Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartement (EVD) vor und wechselte 2010 ins Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK). Nachdem sie bei der Gesamterneuerungswahl von 2007 nach der Abwahl von Christoph Blocher mit lediglich 160 Stimmen bestätigt worden war, gelangen ihr bei den Wahlen von 2011 und 2015 mit 216 bzw. 215 Stimmen Glanzresultate. 2010 und 2017 amtierte Leuthard als Bundespräsidentin.
An der Spitze des EVD wurden ihre ersten Amtsjahre von der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 überschattet, in deren Zusammenhang sie am Rettungspaket für die Grossbank UBS mitwirkte. Unter ihrer Ägide konnten mehrere Freihandelsabkommen vorangebracht werden, darunter das 2009 unterzeichnete Abkommen über Freihandel und Wirtschaftliche Partnerschaft mit Japan und ein 2013 abgeschlossenes Abkommen mit China. Verhandlungen über ein Agrarfreihandelsabkommen mit der Europäischen Union mussten wegen des grossen Widerstands seitens der Bauern und des Parlaments 2010 ausgesetzt werden. Wenige Monate nach ihrem Wechsel ins UVEK rückten nach der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima vom 11. März 2011 die Gefahren der Atomkraft ins Zentrum des öffentlichen Bewusstseins. Als Folge sistierte das UVEK die Bewilligungen für neue Atomkraftwerke und erarbeitete die Energiestrategie 2050, die 2017 vom Volk angenommen wurde (Energiepolitik). Damit leitete ausgerechnet eine einstige Atomkraftverfechterin, die in Boulevard-Medien schon als Atom-Doris bezeichnet worden war, den schrittweisen Ausstieg aus der Kernenergie ein. Beim Ausbau der Nationalstrassen und des öffentlichen Verkehrs konnte Leuthard verschiedene Erfolge verbuchen (Verkehrspolitik). So stimmte das Volk 2014 einer langfristigen Finanzierung zum Ausbau der Bahninfrastruktur (Fabi) sowie 2016 der Sanierung des Gotthard-Strassentunnels mittels Bau einer zweiten Röhre zu. Prestigeträchtig war die Eröffnung des Gotthard-Basistunnels (Neue Eisenbahn-Alpentransversale) am 1. Juni 2016. Das zum UVEK gehörende Bundesamt für Verkehr stellte 2018 bei einer Revision fest, dass die Postauto Schweiz AG jahrelang unrechtmässig Subventionsmillionen vom Bund bezogen hatte, was zu negativer Presse in Leuthards letztem Amtsjahr führte. Am 31. Dezember 2018 trat Doris Leuthard zeitgleich mit ihrem Amtskollegen Johann Schneider-Ammann aus dem Bundesrat zurück.
In der Zeit danach übernahm Leuthard verschiedene Mandate bei Firmen und Stiftungen, unter anderem als Verwaltungsrätin der Coop-Gruppe, der Bell Food Group, der Transgourmet Holding AG sowie der Stadler Rail AG und als Stiftungsratspräsidentin der Ulrico-Hoepli-Stiftung. Sie wurde Präsidentin der Stiftung Swiss Digital Initiative und Co-Präsidentin des Steering Committee des Europa Forums sowie Stiftungsratsmitglied der ETH Foundation und der Kofi-Annan-Foundation.
Doris Leuthard gewann während ihrer Amtszeit 16 von 18 Abstimmungsvorlagen und setzte sich für die Förderung der beruflichen Laufbahn von Frauen ein. Die Gemeinden Merenschwand und Sarnen verliehen ihr 2009 bzw. 2019 das Ehrenbürgerrecht und die Universität Zürich erhob sie 2019 zur Ehrensenatorin.