Ufersiedlung der Bronzezeit am Südufer des Neuenburgersees, in der ehemaligen Gemeinde Chabrey (VD), Gemeinde Vully-les-Lacs, seit 2011 Unesco-Welterbe.
Die Fundstelle Pointe de Montbec I liegt 1 bis 3 m unter dem Wasserspiegel nahe des Ufers, das teils von Schilf, teils von einem Auwald eingenommen wird. Letztere entstand auf einem von einer dünnen Schicht Mergel und Sand bedeckten Molassegrund. Gustav von Bonstetten erwähnte die Fundstelle bereits 1874. Aber erst im Februar 1905 nutzte Alexandre Schenk, Konservator des Musée cantonal d'archéologie in Lausanne, einen ausserordentlich tiefen Pegelstand des Neuenburgersees zur Durchführung einer ersten Grabung. 1921, als die Pegelstände der Schweizer Seen auf einen historischen Tiefstand fielen, wurden an der Wasseroberfläche Pfahlspitzen sichtbar; die Pfahlreste scheinen sich bis zur damaligen Uferlinie erhalten zu haben.
Im Rahmen der systematischen archäologischen Prospektion der Waadtländer Ufer am Neuenburgersee wurden die Untersuchungen 2002 und 2003 neu aufgenommen. Diese Studien und zusätzlich durchgeführte Kernbohrungen ermöglichten, einen präzisen Plan der Fundzone zu erstellen, und erbrachten den Nachweis einer gut erhaltenen archäologischen Schicht in der weiter draussen im See gelegenen Hälfte der Fundstelle. Diese ist seit 2011 Gegenstand von Beobachtungen und regelmässigen Messungen, die primär der Beurteilung des Erosionsrisikos dienen. Ziel der Arbeiten ist es ausserdem, auf dem Seegrund sichtbare Holzteile zu bergen und zu analysieren, bevor diese etwa in Winterstürmen verloren gehen.
Das Pfahlfeld nimmt eine Fläche von etwa 1,8 ha ein. Damit ist Montbec I die grösste Ufersiedlung am Neuenburgersee aus der Spätbronzezeit. Erkennbar ist eine regelmässige Bauanordnung, eingefasst von einem Palisadensystem, das seeseitig gut erhalten blieb. Die Grundrisse der Häuser sind rechtwinklig zur Uferlinie ausgerichtet; ihr Bau erfolgte in mindestens zwei Etappen. Die Luftaufnahmen von 1971, 1985 und 1987 lassen in etwa zwanzig Gebäudereihen vermuten. Die Nähe des Molasseuntergrunds, der landseitig offen zutage tritt, verhinderte die Konservierung von Überresten und Kulturschichten in geringer Wassertiefe. Wahrscheinlich reichte das Dorf bis ans heutige Ufer.
Das erodierte und auf dem Seegrund frei liegende Fundmaterial besteht hauptsächlich aus Keramikfragmenten aus der Spätbronzezeit. Bestätigt wird die Datierung durch Bronzeobjekte, die Alexandre Schenk 1905 gefunden hatte. Allerdings deutet der Fund eines intakten hölzernen Axtstiels auf eine noch ältere Belegung im Jung-, Spät- oder Endneolithikum hin. Die wenigen herumliegenden Hölzer, die geborgen und dendrochronologisch untersucht wurden, lassen eine Belegung zwischen 1050 und 960 v.Chr. plausibel erscheinen.