Ufersiedlungen des Neolithikums und der Bronzezeit, in den Gemeinden Concise (VD) und Corcelles-près-Concise (VD), am Nordufer des Neuenburgersees, unter der Sammelbezeichnung Stations de Concise seit 2011 Unesco-Welterbe.
In der Bucht von Concise am nördlichen Ufer des Neuenburgersees kamen aussergewöhnliche Überreste zum Vorschein, die mittels Prospektionen und der archäologischen Voruntersuchung für den Bau der neuen Strecke im Rahmen des Projekts Bahn 2000 teilweise untersucht werden konnten. Es handelt sich dabei um drei Ufersiedlungen auf dem Gebiet der Gemeinden Concise und Corcelles-près-Concise. Im Nordosten zieht sich die Fundstelle Sous-Colachoz hin, deren Siedlung zwischen Jungneolithikum und Frühbronzezeit belegt war. Der grösste Teil erstreckt sich auf dem Land, der kleinere, zur Hälfte zerstörte Teil im See. Die heute vollständig unter Wasser liegende Fundstelle La Baie im Südwesten stammt aus der Spätbronzezeit. Noch weiter südwestlich schliesst die kleine, sehr schlecht erhaltene Siedlung Les Grèves an, die ebenfalls nahe am heutigen Ufer im See liegt und ohne Präzisierungen dem Neolithikum zugeordnet wird.
Erste Überreste wurden 1855 beim Bau der Eisenbahnlinie Yverdon-Neuenburg gefunden. Die Arbeiten förderten bis 1861 eine riesige Menge archäologischer Objekte zutage. Da dies meistens durch einen Bager beim Aufschütten eines Eisenbahndamms erfolgte, sind die Fundumstände nicht dokumentiert. Zudem betrieben die Bahnarbeiter eine eigentliche "Fälscherwerkstatt", indem sie nach Vorlage der Funde aus Hirschgeweih Objekte nachbildeten. 1861 beteiligte sich auch Frédéric Troyon an den Grabungen auf der Fundstelle Sous-Colachoz. Dazu benutzte er einen kleinen Bagger auf einem Floss. Am selben Fundort führte Emile Guibert in den 1880er Jahren Grabungen durch. Er entdeckte auch die Ufersiedlung in La Baie mit ihrem Steg aus Pfählen zum heutigen Ufer, die er dem "bel âge du Bronze" zuschrieb; ein Ausdruck für die Spätbronzezeit, den Edouard Desor geprägt hatte.
1937-1950 nahm Jean-Charles Hübscher die Grabungen in Sous-Colachoz wieder auf, mit dem Ergebnis, dass er zwischen Jungneolithikum und Spät- bzw. Endneolithikum unterschied. Im Rahmen des Projekts Bahn 2000 wurde 1989-1991 mittels Sondiergrabungen und Kernbohrungen sowohl auf dem Festland als auch auf dem Seegrund eine systematische Prospektion durchgeführt. Aufgrund der überaus ermutigenden Ergebnisse leitete Claus Wolf 1995-2000 im Bereich der Bahnstrecke eine archäologische Voruntersuchung, die mit Hilfe von Spundwänden erfolgte. Dabei liessen sich nicht weniger als 25 aufeinanderfolgende Siedlungsphasen vom Jungneolithikum (Cortaillod classique, Cortaillodkultur) bis zur Frühbronzezeit nachweisen.
Da zahlreiche dendrochronologische Daten vorliegen, die während der Voruntersuchung aus Pfählen und liegenden Hölzern gewonnen wurden, lässt sich die zeitliche Abfolge der Siedlungen am Fundort Sous-Colachoz sehr genau bestimmen. Die Besiedlung während des Cortaillod classique ist zwischen 3868 und 3793 v.Chr. belegt. Tiefer liegende Pfähle, die nicht dendrochronologisch, sondern nach der C-14-Methode datiert wurden, sind noch älter, nämlich aus der Zeit zwischen 4300 und 4000 v.Chr. Für das Cortaillod classique resultierte ein Zeitraum von 3713 bis 3655 v.Chr., für das Cortaillod tardif von 3645 bis ungefähr 3500 v.Chr. Das Spätneolithikum beginnt mit der Horgener Kultur (um 3270 bis 3040 v.Chr.), auf welche die frühe (ab 3013 bis 2830 v.Chr. belegt) und die späte Lüscherzkultur (zwischen 2825 und 2663 v.Chr.) folgen. Auf die Kultur der Auvernier-Cordé (Auvernierkultur) verweisen Hölzer, die zwischen 2652 und 2440 v.Chr. gefällt worden waren. Ab dem Cortaillod classique lassen sich Wege nachweisen, die rechtwinklig vom Ufer durch die Siedlung und ins Hinterland führten. Danach wurde Sous-Colachoz wie alle Ufersiedlungen des Mittellandes während mehr als sechs Jahrhunderten aufgegeben. Erst in der Frühbronzezeit (1801 bis 1570 v.Chr.) entstand ein neues Dorf, das zwischen 1645 und 1638 v.Chr. sowie zwischen 1637 und 1620 v.Chr. jeweils erhebliche Erweiterungen erfuhr. Allerdings führte ein Seespiegelanstieg zur Aufgabe der Niederlassung während gut eines Jahrhunderts von 1773 bis 1646 v.Chr. Hölzer aus einer erodierten Schicht dokumentieren schliesslich eine letzte Siedlung in der Spätbronzezeit. Das Fundmaterial von Sous-Colachoz war überaus reich und vielfältig, dies gilt insbesondere auch für die Keramikformen und Gegenstände aus pflanzlichen Materialien.
Am Fundort La Baie, der 200 m weiter in südwestlicher Richtung und rund 100 m vom heutigen Ufer entfernt unter Wasser liegt, stand auf einer leicht erhöhten Stelle in der Spätbronzezeit ein weiträumiges Dorf. Es dehnte sich über mindestens 1,2 ha aus und wurde durch mehrere Holzzäune auf der See- und der Landseite abgegrenzt. Mindestens zwei aufeinanderfolgende Besiedlungsphasen lassen sich nachweisen, wobei beide der Spätbronzezeit zugerechnet werden. Ein Steg aus Steinen und Pfählen über ein wohl sumpfiges Feuchtgebiet verband das Inselchen mit dem Festland. Die Ufersiedlung La Baie, die nur mittels einer Prospektion untersucht wurde, gehört zu den charakteristischsten der Spätbronzezeit, nicht zuletzt wegen ihres komplexen Palisadensystems.