Aus Schwyz stammende, ab Mitte des 19. Jahrhunderts in Einsiedeln ansässige Familie, der im Umfeld des Benziger Verlags in Einsiedeln ein markanter sozialer Aufstieg gelang.
Die Familie Bettschart stammt vom Muotathaler Viertel des alten Schwyzer Landleutegeschlechts Betschart ab. Um 1700 liess sich die Familie zuerst in Küssnacht am Rigi, dann in Schwyz nieder und war vor allem in handwerklichen Berufen tätig. Der Familienname wurde manchmal als «Betschart» und manchmal mit Doppelkonsonant als «Bettschart» geschrieben. Die Stammeltern der Einsiedler Linie waren Melchior Bettschart (1828-1898), bis 1856 in Schwyz Sekretär im Finanzdepartement und dann in Einsiedeln Kontorist im Benziger Verlag, und die Weberin Elisabeth geborene Arnold (1834-1906). Die folgende Generation dieses Familienzweigs, der sich von nun an definitiv mit Doppelkonsonant schrieb, heiratete in alteingesessene Einsiedler Familien ein und war im lokalen Vereins- und Musikwesen aktiv.
Die Familie blieb über vier Generationen eng mit Einsiedeln, der Firma Benziger und dem grafischen Gewerbe verbunden. Franz Bettschart-Kälin (1854-1928), der ältere der zwei Söhne Melchior Bettscharts, stieg im Unternehmen auf und war von 1899-1923 Direktor des Gebetbuchverlags und Verwaltungsratsmitglied. Diese Position erlaubte es ihm, seinen Nachkommen eine gute Ausbildung zu finanzieren und seine ältesten Söhne im Unternehmen zu platzieren. Die Bettschart lösten die alte Verlegerfamilie Benziger ab und bildeten im 20. Jahrhundert eine neue Dynastie im Unternehmen. Franz Bettschart-Oechslin (1881-1964) leitete für über 50 Jahre die Firmenfiliale in Köln und machte sich in Deutschland einen Namen als katholischer Verleger. Oskar Bettschart war ab 1923 in Einsiedeln alleiniger Gesamtdirektor des Verlags. In der nächsten Generation prägte insbesondere Oscar Bettschart den Betrieb. Dessen Bruder Alfred Bettschart-Merz (1923-2008) war bis 1970 Direktor der technischen Abteilung. Benno Bettschart-Steinbrener (1922-1997), ein weiterer Bruder, war der grösste Aktionär und Delegierter des Verwaltungsrats. Weitere Nachkommen von Melchior Bettschart in anderen Linien waren bis in die 1980er Jahre als Buchdrucker, Buchbinder oder Schriftsetzer in der Firma Benziger tätig und häufig als Kleinaktionäre am Geschäft beteiligt. Andere Zweige betätigten sich in Einsiedeln ab dem frühen 20. Jahrhundert im lokalen Dienstleistungssektor, etwa als Bäcker oder Apotheker.
In der dritten und verstärkt noch in der vierten Generation wurden die Bildungswege zunehmend akademisch; mehrere Familienmitglieder machten in Politik, Wirtschaft und Verwaltung Karriere. August Karl Bettschart, ein weiterer Sohn Franz Bettschart-Kälins, war Jurist, Bundesgerichtssekretär in Lausanne und 1928-1952 Regierungsrat des Kantons Schwyz, sein jüngster Bruder Anton Bettschart-Desmartines (1893-1968) promovierter Chemiker und Generaldirektor der Alusuisse. Peter Canisius Bettschart (1925-2020) war eine Generation später Generaldirektor bei Nestlé Österreich (1974-1976), anschliessend Delegierter des Bundesrats und Diplomat in Wien sowie 1982-1991 Präsident der Handelskammer Schweiz-Österreich-Liechtenstein, sein jüngerer Bruder Rudolf C. Bettschart erfolgreicher Unternehmer sowie ab 1966 Mitbesitzer des Diogenes Verlags Zürich. Deren Cousin Walter Bettschart-Chavannes (1928-2017), Sohn des Oskar Bettschart, war Professor für Kinderpsychiatrie an der Universität Lausanne.