Volkskalender, erschienen von 1838-1852, initiiert und bis 1842 herausgegeben von der Berner Gemeinnützigen Gesellschaft, bekannt vor allem wegen Albert Bitzius' alias Jeremias Gotthelfs Verfasserschaft.
Im Zuge der volksaufklärerischen Bemühungen um eine Verbesserung der Volkskalender (Almanache) strebten die Zensurkommission und später die Gemeinnützige Gesellschaft in Bern seit den 1820er Jahren eine Reform des populären Hinkenden Boten an. Da Verhandlungen mit Verleger Carl Samuel Stämpfli und Redaktor Gottlieb Jakob Kuhn ergebnislos blieben, lancierte die Gesellschaft einen eigenen Reformkalender, den Neuen Berner Kalender. Dieser wurde in Bern 1838-1841 bei Karl Rätzer und dann bis 1852 bei Christian Albrecht Jenni gedruckt. Die Illustrationen und Karikaturen stammten ab 1842 von Heinrich von Arx.
Der Neue Berner Kalender reiht sich in den Kalenderboom ab den 1830er Jahren ein, der durch technische und gesellschaftliche Entwicklungen wie der Erfindung der Schnellpresse (Buchdruck) und die sich allmählich durchsetzende Pressefreiheit (Zensur, Presse) begünstigt wurde. Der Name des Redaktors der ersten beiden Jahrgänge 1838 und 1839 ist nicht bekannt; für die Bände von 1840-1845 besorgte Albert Bitzius die Redaktion. Obwohl die einzelnen Beiträge nicht unterzeichnet waren, war Bitzius' Verfasserschaft allgemein bekannt und sorgte mit bis zu 11'000 verkauften Exemplaren für einen gewissen Erfolg, der allerdings nur knapp zur Kostendeckung reichte. Für Bauern und Kleinhändler waren auch die Informationen, wann und wo Jahr- und Wochenmärkte abgehalten wurden, die Angaben zu den Umrechnungskursen von Schweizer in Französische Franken sowie die Zinstabellen von praktischem Nutzen. Der Nachfolger von Bitzius ist unbekannt und der Neue Berner Kalender ging, wie viele neue Kalenderreihen der Zeit, Anfang der 1850er Jahre ein.
Bitzius stellte den Reformkalender mit unterhaltenden Texten stärker in die Volkskalendertradition. Die Weiterentwicklung typischer Kalendermaterie wie Jahresüberblick, Kuriositätenliteratur oder fiktiven Reisebeschreibungen, den Reisebildern aus den Weltfahrten eines Schneiders, gab dem Kalender ein eigenes Gepräge. Während bei Letzterem der satirische Blick auf Politik und Weltgeschehen vorherrschte, widmeten sich die übrigen Erzählungen vorwiegend dem ländlichen Alltag, häufig in einer Mischsprache aus Hoch- und Berndeutsch. Bitzius verfasste zudem für jeden Jahrgang ein geistliches Kalendertraktat, weswegen der Neue Berner Kalender von der Forschung teils als christlicher und teils als politischer Kalender aufgefasst wird.