de fr it

Gottlieb FriedrichStähli

20.4.1801 Trachselwald, 23.11.1835 Bern, reformiert, von Burgdorf. Liberaler Politiker und Schulreformer.

Gottlieb Friedrich Stähli wuchs in Trachselwald als drittes von neun Kindern des Pfarrers Gottlieb Vincenz Stähli, Burgers von Burgdorf, und der Maria Magdalena geborene Hunziker auf. Nach der burgerlichen Knaben- und Mädchenschule sowie der Lateinschule in Burgdorf besuchte er ab 1815 das obere Gymnasium in Bern. Sein Theologiestudium an der Akademie Bern nutzte Stähli 1818 für einen Aufenthalt als Hauslehrer in Aubonne. 1819 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des Schweizerischen Zofingervereins. 1824 wurde er ordiniert.

1821-1834 unterrichtete Stähli als Lehrer an der Lateinschule in Burgdorf und spielte bei der Reform des städtischen Schulwesens eine entscheidende Rolle. Begünstigt durch seine verwandtschaftlichen und freundschaftlichen Bande zur einflussreichen Burgdorfer Familie Schnell vollzog sich sein gesellschaftlicher Aufstieg. 1826-1828 amtierte er als Gemeindeschreiber von Burgdorf. Zudem engagierte er sich in mehreren städtischen Ämtern, etwa als Präsident der Armen- und der Schulkommission (beide bis 1834), sowie in der Gemeinnützigen Gesellschaft. Als Anhänger der Liberalen begrüsste Stähli 1831 den Sturz des Patriziats. Im Gasthof Zum Stadthaus in Burgdorf, das von seinem Bruder Gottlieb Rudolf Stähli geführt wurde, nahm er an den informellen Treffen der liberalen Führungsfiguren um die Brüder Schnell (v.a. Karl und Johann Schnell) teil. 1832-1834 war er Präsident des neu geschaffenen Einwohnergemeinderats, das Amt als Präsident der Bürgergemeinde versah er bis zu seinem Tod.

Auszug aus dem Missivenprotokoll des Erziehungsdepartements der Republik Bern vom 11. Oktober 1834 (Staatsarchiv Bern, BB IIIb 25_1834, p. 256).
Auszug aus dem Missivenprotokoll des Erziehungsdepartements der Republik Bern vom 11. Oktober 1834 (Staatsarchiv Bern, BB IIIb 25_1834, p. 256). […]

1831-1834 wirkte Stähli als Redaktor des Berner Volksfreunds und arbeitete in dieser Funktion unter anderem mit seinem einstigen Studienkollegen Albert Bitzius (Pseudonym Jeremias Gotthelf) zusammen. Im Januar 1832 wurde er in die Grosse Landschulkommission gewählt, wo er an der Grundlage zum neuen Primarschulgesetz des Kantons Bern mitarbeitete. Im November 1833 erfolgte seine Wahl in den Grossen Rat und im Dezember 1833 in das Erziehungsdepartement. 1834 wurde er zweiter Ratsschreiber des Kantons und zog nach Bern. In dieser Funktion verfasste er unter anderem die Protokolle des Regierungsrats. Heftig angegriffen wurde Stähli von den Anhängern des Patriziats sowie den Vertretern der National-Radikalen, die sich im Frühjahr 1835 in aussenpolitischen Fragen mit den Brüdern Schnell überworfen hatten. Stähli setzte seinem Leben am 23. November 1835 ein Ende. Die Hintergründe des Selbstmords blieben im Dunkeln.

Quellen und Literatur

Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Markus Hofer: "Stähli, Gottlieb Friedrich", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 08.04.2020. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/058880/2020-04-08/, konsultiert am 15.03.2025.