10.5.1817 Berlin, 17.4.1877 Berlin, evangelisch, aus Preussen. Buchhändler und Verleger sowie Gründer des späteren Wissenschaftsverlags Springer.
Julius Springer stammte aus einer Familie assimilierter Juden in Berlin. Sein Vater Isidor Springer, der sich taufen liess, war Kaufmann. Die Mutter Marianne geborene Friedländer starb im Kindbett, worauf der kleine Julius bei der Grossmutter aufwuchs. 1845 heiratete Springer Marie Oppert. Von ihren zehn Kindern starben sieben im Kindesalter.

Nach dem Gymnasium begann Springer 1832 eine Buchhandelslehre in der Enslin'schen Buchhandlung in Berlin. Im Frühjahr 1836 ging er als Buchhandelsgehilfe nach Zürich zu Salomon Höhr, bei dem er zwei Jahre blieb. Nach kurzen Aufenthalten in Stuttgart und Paris sowie Plänen, in Lausanne oder Genf ein Geschäft zu eröffnen, kehrte er 1839/1840 nach Berlin zurück. Dort eröffnete er 1842 eine Buchhandlung, zu der sich rasch ein eigener Verlag gesellte, in dem der liberal gesonnene und politisch engagierte Springer Schriften zu politischen und gesellschaftlichen Tagesfragen druckte.
1843 bat Springer Albert Bitzius um eine Schrift für die Jugend, die 1846 unter Bitzius' Pseudonym Jeremias Gotthelf als Knabe des Tell erschien. Kontinuierlich und zeitgleich mit dem Verein zur Hebung und Förderung der norddeutschen Volksliteratur und dem Zwickauer Verein zur Verbreitung guter und wohlfeiler Volksschriften warb Springer, der bis dahin kaum Belletristik verlegt hatte, um den Schriftsteller. Diese Umtriebigkeit und das verlegerische Engagement sagten Bitzius zu. Das junge Verlagshaus bot ihm zudem die Möglichkeit, seine zuvor in verschiedenen Schweizer Verlagen erschienenen Werke auch in Deutschland zu publizieren. Um eine bessere Verständlichkeit und höhere Absatzchancen beim deutschen Publikum zu erreichen, regte Springer Bitzius zur Überarbeitung von Uli der Knecht, Leiden und Freuden eines Schulmeisters und Der Bauernspiegel an. Springer schätzte Bitzius als Autor und Menschen und besuchte ihn in Lützelflüh.
Zusammen mit Moses Simion gründete Springer 1848 die Verlagshandlung des allgemeinen deutschen Volksschriftenvereins, welche die Allgemeine deutsche Volksbibliothek verbreitete. Neben mehreren Werken Gotthelfs erschienen darin auch Texte von Friedrich Gerstäcker und Gustav Nieritz. Die Volksbibliothek wurde 1854 wegen Absatzschwierigkeiten eingestellt. Nach 1852 sank der Absatz von Gotthelfs Werken kontinuierlich. Gleichwohl hielt Springer an ihm fest und gab die erste Werkausgabe Jeremias Gotthelfs gesammelte Schriften (1856-1858) heraus. Begleitet wurde diese durch die erste umfassende Biografie Albert Bitzius (Jeremias Gotthelf). Sein Leben und seine Schriften (1857) von Carl Manuel sowie ein Mundart-Wörterbuch (1858) von Albert von Rütte. In den 1850er Jahren veröffentlichte Springer auch Werke des Basler Volksschriftstellers Theodor Meyer-Merian, so Der verlorne Sohn. Eine Handwerkergeschichte für Jedermann (1853), Kienseppli oder Almosen und Wohltaten (1855) und Die Lichtfreunde. Eine Thier-Comödie (1856). Später folgten zwei Schriften mit Berner Bezug, nämlich Johann Christian Otts Hans, des Berner Milizen, Erinnerungen aus dem lombardisch-sardinischen Feldzuge von 1848 (1860) und Abraham Roths Finsteraarhornfahrt (1863). Im Todesjahr Springers erschien die Broschüre Jeremias Gotthelf der Volksschriftsteller (1877) von Clemens Brockhaus.